Pressemitteilungen
Hamburg, den 20. Mai 2010
Sauerstoffmangel in der Tideelbe durch Baggerarbeiten
Sauerstoffgehalt bis auf 4 Milligramm/Liter gesunken
Zu Beginn des Monats Mai 2010 wurde durch die Messstationen
Seemannshöft und Blankenese des Wassergütemessnetzes (WGMN) ein rasches
Absinken der Sauerstoffkonzentration im Elbwasser bis auf 4 mg/l
gemessen. Mit dem seit zehn Jahren beobachteten Prozess, in dem
"Sauerstofflöcher" entstehen, wenn Algen von der Elbe oberhalb Hamburgs
in den Hafen eingeschwemmt werden, in der Dunkelheit des
seeschifftiefen Wassers absterben und unter Sauerstoffzehrung zersetzt
werden, ist das jüngste Ereignis nicht zu erklären.
Die Unterhaltungsbaggerungen der Hamburg Port Authority (HPA) im
Abschnitt Blankenese, besonders durch den Einsatz des
Wasserinjektionsverfahrens, haben die Sauerstoffzehrung ausgelöst bzw.
erheblich verschärft.
HPA hat ihre Baggerarbeiten nicht auf die Umweltauswirkungen überwacht,
was durch die im Internet abrufbaren Daten des WGMN jederzeit möglich
ist, obwohl die Risiken in einer eigenen Studie aus dem Jahr 2000 dem
Amt wohl bekannt sind. HPA hat somit grob fahrlässig oder gar
wissentlich ein Gewässer über mehrere Tage schwer verunreinigt. Daraus
sind Konsequenzen für künftige Baggerungen zu ziehen.
Baggerungen mit dem Wasserinjektionsverfahren
Sediment wird durch Injektion von Wasser zu fließfähigem Schlamm
gemacht, der so in tiefere Stellen des Flusses gleitet. Allerdings
werden je nach Strömungsbedingungen Sedimentbestandteile in die
Wassersäule abgegeben. Organisches Material steht dann Bakterien als
Nahrung zur Verfügung, die sie unter Sauerstoffverbrauch fressen. Das
Verfahren darf nach Aussagen der HPA und in Absprache mit der Behörde
für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) nur im Winterhalbjahr bis März
bei Wassertemperaturen unter 10 Grad Celsius durchgeführt werden.
Nach eigenen Beobachtungen sowie Schiffspositionsdiensten im Internet
wurden der Hopper-Bagger (Saugschiff) Ijsseldelta und das
Wasserinjektionsschiff AKKE von Ende April bis 12. Mai im westlichen
Bereich der hamburgischen Seewasserstraße eingesetzt, die hier 17 m
tief ist.
Wirkung der Wasserinjektions-Baggerung auf die Elbe
Die Wasserinjektion war so stark und langanhaltend, dass in den
WGMN-Stationen an gegenüberliegenden Ufern im oberflächennahen Wasser
eine erhöhte Trübung registriert wurde. Der leichte Temperaturanstieg
im Wasser auf bis zu 14 Grad Celsius ab dem 27.4. munterte Bakterien
auf, so dass der Sauerstoffgehalt mit Beginn der Baggerungen rasch von
12 auf 4 mg/l sank und sich erst nach Beendigung der Baggerungen wieder
erholte.
Ein Sauerstoffabfall unter 6 mg/l – hier an fünf Tagen in Folge - ist
eine erheblich Beeinträchtigung des Gewässers, die z.B. bei
Wärmeeinleitern zu Betriebseinschränkungen bis -stilllegung führt.
Konsequenzen
Die Verantwortlichen bei HPA hätten die Wirkung ihres Tuns an Hand der
Daten des WGMN unmittelbar verfolgen können. Jede Abweichung vom
"grünen" Bereich auch nur eines der Parameter hätte zum sofortigen
Abbruch der Arbeiten führen müssen.
Für die Zukunft fordert der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV, dass HPA
Ort, Zeit und Dauer von Baggerarbeiten vorab öffentlich ankündigt,
dass vor und während der Baggerungen die Gewässerqualität überwacht
wird, und dass die Arbeit sofort abgebrochen wird, wenn die
Wassertemperatur 10 °C übersteigt oder der Sauerstoffgehalt unter 6
mg/l fällt.
Auswertung Daten
Inhaltsverzeichnis Sauerstoffloch