... nochmal gut gegangen, EVER GIVEN!

Im Februar 2019 steuerte das Containerschiff EVER GIVEN beim Auslaufen aus dem Waltershofer Hafen stracks auf den Fähranleger Blankenese zu und zerquetschte die dort liegende Hafenfähre. Es lag nicht am zu starken Wind, denn dann hätte das Hafenamt die Fahrt untersagt. Also handelte es sich um einen Fahrfehler, der mit einer leichten Kursänderung um ca. 3 Grad nach Backbord hätte vermieden werden können. Zum Glück war in dem Moment kein Mensch an Bord. Das Schiff durfte die Fahrt fortsetzen. In der Folgezeit mied die EVER GIVEN Hamburg und wurde von der Reederei auf anderen Linien eingesetzt.
Im März 2021 gelang der spektakuläre Coup, den Suez-Kanal zu blockieren. Das 400 m lange Schiff legte sich im ca. 250 m breiten Kanal quer und rammte sich mit Bug und Heck in den gegenüberliegenden Uferböschungen fest. Erst nach sechs Tagen wurde die EVER GIVEN wieder freigelegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ever_Given
Nach Weihnachten 2021 die frohe Botschaft: die EVER GIVEN kommt nach Hause (praktisch wird sie von der Hamburger Firma Schulte bereedert, im Auftrag der Evergreen Reederei). Im englischen Hafen Felixstowe auf einen Tiefgang von nur 11,20 m geleichtert, durch die frisch vertiefte und verbreiterte Elbe, sollte nichts mehr schief gehen. Drei Tage musste die EVER GIVEN Schleifen vor Helgoland drehen, dann war der Liegeplatz in Hamburg frei. Angesagt war der Einlauf zu 10 Uhr am 4.Januar 2022. Die Shipspotter füllten ihre Thermoskannen, um dem Schiff beim Wendemanöver vom Övelgönner Strand her einen Glühwein-Toast auszubringen. Doch das Einlaufen wurde vorgezogen auf 5:30 Uhr, Tidehochwasser, kein Risiko beim Drehen des Schiffes im Strom eingehen. Der innere Drehkreis im Parkhafen ist viel zu klein, und im Strom ist die Fahrrinne nominell nur 270 m breit. Deshalb müssen sehr lange Schiffe rückwärts einparken, indem man im Strom den Bug nach Norden dreht und gleichzeitig das Heck in die Einfahrt des Waltershofer Hafens zieht. Erstmalig wurde das Manöver 2012 mit der CMA CGM MARCO POLO durchgeführt.
In die nördliche Böschung der Fahrrinne baggerte HPA eine Ausbuchtung, da ein vollwertiger Wendekreis an das Planverfahren "Westerweiterung" gekoppelt ist, was wegen Einsprüchen verzögert wird.
Digitales Geländemodell Waltershofer Hafen
Strom und Hafenbecken waren 2015 auf die Solltiefe von -16,70 m NHN und mehr ausgebaggert, zu großen Teilen war schon die erst geplante Tiefe von -17,40 m NHN unterschritten. Die jetzige Elbvertiefung wird noch im Januar 2022 fertig gestellt, vier große Bagger arbeiten im Abschnitt Hamburg Tag und Nacht, so dass die Bahn eigentlich frei sein sollte. Dennoch wurde nur wenige Stunden vor Ankunft der EVER GIVEN die Ausbuchtung vom Saugbagger IJSSELDELTA geräumt. Ja sind wir denn im Schwabenländ und halten die Kehrwoche? Oder gab es für Hafenbehörde Grund zur Sorge, traute sie der EVER GIVEN doch nicht? Das sollte zu denken geben.
Navigation und Baggerei vor Waltershof
Nur 15 Minuten nach der EVER GIVEN folgte die CMA CGM ZHENG HE, ebenfalls 400 m lang, mit einem Tiefgang von 13,80 m. Zum Zeitpunkt des Bildschirmfotos lag die EVER GIVEN bereits am Burchardkai, die ZHENG HE wurde gerade rückwärts zu ihrem Liegeplatz bei Eurogate gezogen. Der Kurs des Baggerschiffs zeigt langsame Fahrt, also Baggerarbeit, in der Wendebucht und im Hafenbecken selbst. Baggern nach Bedarf (dredge on demand, wie die anglophile HPA sagen würde) scheint die neue Baggerstrategie zu sein ("flexibel und adaptiv" sagt HPA und hält das für nachhaltig und umweltfreundlich).
Um aber mal das Positive zu sehen: ist es nicht ein schönes Beispiel für die Kooperation der Hafenbetriebe, sich die Beute zu teilen? Eine Stadt, ein Hafen, ein Hafenbetrieb!

Hier kann man den Kurs von Schiffen verfolgen.
Durch diese Webcam kann man das Wendemanöver bestaunen.

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