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Die Grünen und der Badetag

Die Öko-Partei war nun ganz stolz, dass nach (ihren) 20jährigen Bemühungen die Elbe so sauber sei, dass man darin baden könne. Aber wehe, der Schwarz-Schill Senat stelle das alles in Frage, indem er die Elbe vertiefen wolle. Eine Enquete-Kommission der Bürgerschaft müsse das vorher ganz genau prüfen. Die Argumente der GAL sind durchaus richtig - gegen die geplante Elbvertiefung wie gegen die, die der rot-grüne Senat gerade durchgesetzt hat. Von der letzten Elbvertiefung redeten die GALier aber nicht.

Die taz hamburg berichtete selbstverständlich über den Badetag und auch die GAL-Aktion. Ein Mitglied von "Rettet die Elbe" kommentierte dies in einem Leserbrief, der am 18.7. erschien:

Liebe tazlerInnen,
zum "Baden gegen die Elbvertiefung" forderten die Grünen beim Elbebadetag in Hamburg auf. Zunächst kam mir der Gedanke, die werden doch nicht ein Menschenopfer bringen, um ihre Zustimmung zur Elbvertiefung wegen drei Koalitions-Senatorenposten zu sühnen. Elbgöttin sei Dank, sie meinten nur die künftige Vertiefung. Um die wird der Schwarz-Schill Senat sicher vergeblich beim rot-grünen Verkehrsminister in Berlin flehen. Wenn ein rot-grüner Senat in drei Jahren wieder die Macht in Hamburg übernimmt, wird die Fahrrinne wieder zugeschüttet, das signalisierten die Schäufelchen, die die drei grünen Demonstralos am Gürtel trugen. Obendrein fordern die Grünchen eine Enquete-Kommission der Bürgerschaft, in der treffliche Vorschläge gemacht werden, aber wo sie sich auf nichts festlegen müssen, wie etwa in einem Planfeststellungsverfahren zur Elbvertiefung oder einem Bewirtschaftungsplan Tideelbe nach Wasserrahmenrichtlinie.
Was die Überläufe des Sielsystems für die Elbe bedeuten, dass nämlich bei zu viel Regen das Scheisswasser samt Salmonellen überläuft und das Baden verleidet, das ist die GAL im politischen System Hamburgs. Man kriegt davon grüne Flitzkacke. Hinter den galischen Würdelträgern, die durch die Elbe wateten, hielten zwei junge Männer ein Transparent hoch, auf dem stand: HEUCHLER.
So isses.
Dr. Klaus Baumgardt
Das missfiel nun einer GALierin, die, hätte sie denn die taz abonniert, gewiss das Abo gekündigt hätte, wozu aber echt kein Grund bestanden hätte, wurde der Leserbrief doch subito am 25.7. gedruckt:
"Hinterfotzig"
Leserbriefe wie der zum Elbebadetag von Klaus Raumgardt und Artikel, die genauso polemisch und unfundiert alleine gegen B90/Grüne treten, sind der Grund, warum ich als grünes Mitglied Eure Zeitung ganz sicher nicht fest abonnieren werde. Nicht, dass ich von Euch erwarte, dass Ihr keinen kritischen Journalismus betreibt. Aber zwischen Kritik und Hinterfotzigkeit gibt es halt doch noch einen Unterschied.
Wenn Ihr meint, die Grünen wären überflüssig im Parteiensystem, dann meine ich, dass man die taz auch durch die FR ersetzen kann. Davon abgesehen, dass Ihr auch frauenpolitisch oft noch eine Menge aufzuholen habt.
Katja Husen (Mitglied im GAL-Landesvorstand)

Anm. d. Red.: Für den Inhalt von LeserInnenbriefen sind deren Verfasserinnen verantwortlich, für Zensur in dieser Zeitung niemand.

Da hatte sich Frau Husen nicht nur die Zurechtweisung durch die Redaktion eingefangen, es kam am 1.8. noch dicker:
Medienmacht
Sehr geehrte Frau Husen!
wieder einmal entdecke ich in der taz hamburg einen Leserinnenbrief, der von einer grün-alternativen  Amtsträgerin  verfasst wurde. Ah, die GAL, könnte man sich da freuen. geistig noch rege. Wenn der Inhalt nicht immer der gleiche wäre: Die Partei macht Politik nach bestem Wissen und Gewissen, und diese Zeitung kritisiert sie dafür. Eventuell ironisch,  eventuell polemisch, eventuell sachlich. Übrigens genauso. wie sie mit allen politischen Gruppierungen in dieser Stadt umgeht.
Und ganz sicher kommt die Antwort als Leserbrief: Dass man das "gerade von der laz nicht erwartet" habe, dass es "unsachlich", "unrichtig", "schlecht recherchiert'' oder in Ihrem Fall "hinterfotzig" sei, was da geschrieben wurde. Ganz weit vorn war in diesen Fällen immer das Ortsgrüppchen Altona, das sich vor der Bürgerschaftswahl mehrmals darüber mokierte, dass es kein Wunder sei, wenn Schill gewählt werde, wenn sich nicht einmal die taz hamburg mit der Politik der GAL solidarisch erklärte (trotz dem Gemurkse, das die GAL in Bürgerschaft und Senat verbrochen hat), sondern sie auch noch kritisiere. Letztlich ist es genauso gekommen  wie  prognostiziert. Toll, was für eine Medienmacht diese Zeitung in Hamburg hat.
Frau Husen, der Elbebadetag war eine dick aufgetragene PR-Aktion. Gegen jene muss man immer ein gesundes Misstrauen aufbringen, schliesslich möchte da jemand etwas verkaufen. Oft die Wahrheit. Die GAL macht mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit da keine Ausnahme. Nur misst sich der Wert politischer Arbeit nicht an der Qualität von Pressemitteilungen, sondern an dem, was tatsächlich geleistet wird. Und auch das muss durchaus kritisch gewürdigt werden. Selbst wenn die lichtheiligen Gutmeinenden von der GAL dahinterstecken.
Die Grünen sind in unserem Parleiensystem noch nicht überflüssig. Aber sie arbeiten seit einiger Zeit doch ganz heftig daran. Und dass Sie bislang die taz nicht abonniert haben, sondern anscheinend die FR, ist Ihre ganz persönliche Sache. Über diese Information habe ich mich allerdings gefreut. Schließlich hat jede Zeitung die Leserin, die sie verdient.
Eberhard Spohd (Ex-Redakteur der taz hamburg)
Nicht verschwiegen werden soll, dass auch K. Baumgardt schwer gerügt wurde, und zwar vom Vorstand des Förderkreis "Rettet die Elbe" eV. Dass die taz-Redaktion dies nicht mehr veröffentlichte (mal muss ja Schluss sein), entbindet "Rettet die Elbe" nicht von der Pflicht, die Kritik hier zu dokumentieren:
GAL, die Elbe und Mischsiele, Sorry
Leserbrief von Katja Husen vom 25.7.2002 wider den Leserbrief von Dr. Klaus Baumgardt vom 18.7.2002
Mein Dank gilt Frau Husen für ihren Leserbrief, sie hat uns die Augen geöffnet! Wie konnte unser Vereinsmitglied Dr. Klaus Baumgardt, ansonsten für sein sorgfältig abwägendes Raisonieren geschätzt, sich nur dazu versteigen, das Hamburger Mischsielnetz samt seiner Überläufe mit der GAL zu vergleichen? 
Bei allem Verständnis für GALfällig aufkommende Fäkalassoziationen, dieser Vergleich war kurzschlüssig! Dient doch seit den Tagen des hochverdienten William Lindley das Mischsielnetz dazu, Fäkalien aus dem öffentlichen Raum mit Bravour zu entsorgen. In Anbetracht der Zustände auf Hamburgs Strassen vor 150 Jahren war es schlichtweg genial, ein Mischsiel zu konzipieren, welches durch Überläufe sowohl entlastet, als auch mit Frischluft versorgt wurde (als Chemiker weiss Dr. Baumgardt, was mangelhafte Lüftung gerade bei den heute üblichen Trennsielen und Politikergehirnen verursacht). Für das leidige Problem der Überläufe ist, guter Wille bei der Stadtentwässerung vorausgesetzt, eine Lösung sehr wohl vorstellbar, während bei GAL Politikern ... Zum Ansinnen von Frau Husen, Dr. Baumgardts Brief zu zensieren, hat die Redaktion sich honorigerweise unverantwortlich erklärt, denn es obliegt allein dem Vorstand, unzutreffende Aussagen von Vereinsmitgliedern richtig zu stellen. Mir bleibt da nur, dem unsterblichen Baumeister zum Himmel empor zu rufen: "Sorry, Mr. Lindley!"
Bernd  Moritz 
Mitglied im Vorstand des Förderkreis "Rettet die Elbe" eV
Jetzt reicht's aber, bis zum nächsten Badetag.

Seite erstellt Feb. 2003

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