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Pressemitteilung

Hamburg, den 20.6.2021

Baggern im Sauerstoffloch

Die teilweise Freigabe der neuen Elbvertiefung am 3.Mai 2021 beendete nicht die Baggerei. Die Schlickegge "Kees JR" zieht seitdem unermüdlich ihre Runden im Hafen, um kleinere Ablagerungen zu glätten, und wirbelt dabei gehörig Schlick auf. Das reicht offenbar nicht mehr aus, denn HPA hat einen Großbagger bestellt, die "Kaishuu", die in großen Portionen (Tragfähigkeit 26.000 Tonnen) die Sedimentfalle Hafen leert und das Material in die Nordsee zu Tonne E3 schafft.

AIS-Schiffspositionsdienst "MarineTraffic", Bildschirmfoto RdE

Als der Sauerstoffgehalt im Hafen am 18.6. auf 3 mg/l fiel, die für Fische tödliche Grenze, begann die Kaishuu ihr Zerstörungswerk. Von Oberstrom erreicht Elbwasser mit Sauerstoff auf ca. 9 mg/l angereichert den Hamburger Hafen, dank der lebendigen und produktiven Algen. Im seeschifftiefen dunklen Wasser stellen sie die Photosynthese ein und sterben ab. Die Chlorophyllkonzentration fällt von der Messstation Bunthaus bis zur Station Seemannshöft auf ein Zehntel.Verstärkt wird die Trübung durch das Schlickeggen und Baggern. Dem Großbagger folgt die Schlickegge nach und glättet die Furchen, die der Bagger in den Grund gezogen hat.

Daten Wassergütemessnetz Hamburg, Auswertung RdE

Daten Wassergütemessnetz Hamburg, Auswertung RdE

Sauerstoffmangel, Trübung und mechanische Einwirkung bilden eine tödliche Gefahr für alle Wasserlebewesen. Sollten es einige Stinte geschafft haben, im April zu laichen, wird ihre Brut die rettende Elbmündung nicht mehr erreichen.

Fazit

  • HPA muss die Baggerei im Sommer, der empfindlichsten Phase des Ökosystems Tideelbe, sofort einstellen. Bis zum Herbst werden nur geringfügige Verlandungen im Hafen eintreten. Bis dahin kann HPA mit der WSV des Bundes ein Konzept entwickeln, die Baggermengen signifikant zu mindern. Praktische Vorschläge hat "Rettet die Elbe" in seiner Arbeit "Baggern und Verklappen gemacht ( https://www.rettet-die-elbe.de/elbvertiefung/baggerei/bagger_verklapp_tideelbe.pdf ).
  • Sollte HPA die Forderung nicht freiwillig erfüllen, so muss das Umweltministerium Schleswig-Holstein die Erlaubnis zur Verklappung bei Tonne E3 sofort widerrufen. Diese Erlaubnis missbraucht HPA, die Gewässerqualität der Tideelbe zu verschlechtern, die schließlich auch ein schleswig-holsteinisches Gewässer ist. Überdies verheimlicht HPA, wieviel Schadstoffe bei Tonne E3 eingetragen werden, denn eine sogenannte "Freigabeanalyse" des zu baggernden Sediments liegt nicht vor. Hamburg hat obendrein seine Versprechungen nicht gehalten, die Baggermengen zu reduzieren, und die Tide durch Schaffung von Flutraum zu dämpfen.
  • Statt das Baggergut ortsnah umzulagern, lässt HPA es 150 km weit in die Nordsee verbringen. Der im Baggerschiff verbrannte Treibstoff (Hin- und Rückfahrt) wird bei der für dieses Jahr angepeilten Menge von 4 Mio. Kubikmeter mit ca. 40.000 Tonnen Kohlendioxid das Klima anheizen. Will Umweltsenator Kerstan das durch Stadtradeln wettmachen?
  • Eine Chance bietet ein Baggerstopp nebenbei: der von der Umweltbehörde beauftragte Gutachter Sven Oesmann von der Uni Hamburg kann ohne weitere Störung untersuchen, wie der jetzige schlechte Gewässerzustand den Bestand des Stints beeinflusst.

Dr. Klaus Baumgardt (Vorsitzender Förderkreis »Rettet die Elbe« eV)


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