Elbvertiefung
Kapitelende Folgen für das Ökosystem - FischeDas Material, das die Elbe in der Fahrrinne abträgt, lagert sie in Flachwasserzonen wieder ab. Das Mühlenberger Loch ist der eklatanteste Fall. Die Flachwasserzone (auch bei Niedrigwasser können dort noch Fische schwimmen) schrumpfte auf ein Drittel der Ausdehnung, die sie vor 40 Jahren hatte (Abb. aus Thiel et.al.). Die Wattgebiete nahmen entsprechend zu, zur Freude der Wattvögel. Doch diese Freude ist kurzsichtig: nur eine ausgewogene Mischung von Flachwasser, Watt und Vordeichland ist stabil, arten- und individuenreich, und auf Dauer zur Fischerei oder zur Erholung für Menschen nutzbar. Die Fahrrinnenvertiefung wird die Verlandung der Flachwasserzonen, speziell des Mühlenberger Lochs, deutlich beschleunigen.Das Mühlenberger Loch ist nach den Untersuchungen von Thiel u.a., Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft Hamburg, das Gebiet in der Elbe mit der höchsten Fischdichte und Artenvielfalt. Es dominiert der Stint. Stinte haben als erste die höheren Sauerstoffgehalte im Elbwasser genutzt. Sie sind auch in anderen Bereichen der Unterelbe die häufigste Fischart. Im Mühlenberger Loch finden vor allem junge Stinte einen Überfluß ihrer Vorzugsnahrung, nämlich Ruderfußkrebschen. Zander wiederum tun sich an Stinten gütlich (Abb. zusammengestellt aus Fischbestandsbroschüre der ARGE Elbe, 1996). Alle anderen Fischarten sind aber noch langst nicht in dem Maß
vorhanden, wie es bei einer intakten Elbe zu erwarten wäre. Butt und
Aal, einst Basis der Elbfischerei, lohnen sich derzeit kaum, und wenn sie
wie früher befischt würden, wären die Bestände bald
erschöpft. Und da Stinte und Zander keine Wattbewohner sind, werden
ihre Bestände zusammenbrechen, wenn die Flachwasserzonen zugeschüttet
werden. In der Strömung der Fahrrinne können sie sich nicht halten.
Die Elbe ist weit von einem stabilen ökologischen Zustand entfernt,
die Fahrrinnenvertiefung wirft sie in ihrer gerade beginnenden Genesung
weit zurück.
Lesestoff:
|