Elbvertiefung...schon wieder wird geplant
Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass neben dem Bau eines Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven, die Elbe und auch die Weser erneut vertieft werden sollen. Wie üblich wird als Begründung für die Zerstörung der Flüsse der steigende Containertransport und größer werdende Containerschiffe herangezogen. Warum die Elbe eine weitere Vertiefung nicht mehr verträgt und im Hamburger Hafen auch ohne Elbvertiefung die Lichter nicht ausgehen, wird hier aufgezeigt
Vom Fluss zum Wirtschaftskanal Die
DDR ist längst passé, aber die Fische
in der Elbe sterben weiter - Schluss "Hamburg Express" ...´ne Handbreit Wasser unterm Kiel... Keine weitere Elbvertiefung ! (Pressemitteilung vom 08.02.02) Streit
um Tiefwasserhafen
Vom Fluss zum Wirtschaftskanal Seit über hundert Jahren werden die
Elbe und der Hafen ausgebaggert. Die
natürliche Tiefe der Elbe beträgt nur
zwischen zwei und vier Meter. Die
Ausbaumaßnahmen haben dazu geführt,
dass die Sturmfluten bis etwa 60 cm
höher auflaufen, der Tidehub seit 1962
in Hamburg ca. 1 m höher geworden ist
und sich die Brackwasserzone
stromaufwärts verschoben hat. Die
Verlandung von Nebenelben, Altarmen hat
zugenommen, weil das Wasser bei Ebbe
erheblich schneller und auf einen
tieferen Stand abläuft und sich das
erodierte Sediment dort ablagert.. Die
Elbe hat nach der letzten Vertiefung im
Jahr 1999 eine Fahrwassertiefe von 16 m.
Statistiken belegen, dass die
Tiefgangsmöglichkeiten auf der
Unterelbe von den Containerschiffen
nicht ausgenutzt werden.
Die
DDR ist längst passé, aber die Fische
in der Elbe Von Herbert Nix "Wie ist das nur möglich?" müssen sich die Umweltbehörde Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe (ARGE ELBE) fragen lassen: Immerhin haben diese Institutionen, solange die DDR existierte, diese für die Vorbelastung der Elbe, für Fischsterben und Sauerstofflöcher im Unterlauf des Flusses verantwortlich gemacht. Die DDR gibt es längst nicht mehr aber Berichte über tote Fische sorgten zuletzt in diesem Sommer für Schlagzeilen. In den siebziger und achtziger Jahren bis zu ihrer Einverleibung ist der Staatswirtschaft der DDR der Schwarze Peter zugeschoben worden für alle negativen Elb-Messwerte, um von den eigenen Problemen vor der Haustür abzulenken. Als Ursachen wurden Abschwemmungen und Auswaschungen von landwirtschaftlichen Flächen, unzureichender Ausbau der Klärwerkskapazitäten sowie die ungenügende Klärung industrieller Abwässer in der DDR herangezogen (1). Minutiös wurde am damaligem Grenzübergang der Elbe bei Schnackenburg gemessen und analysiert. Die Ergebnisse standen allerdings von vornherein fest: Die Vorbelastung ist so gravierend, dass Hamburg egal, was man auch macht an dieser Situation nichts ändern kann. Selbst durch die Inbetriebnahme des
Hamburger Klärwerks Dradenau, das die
CSB-Fracht des Flusses (2) um rund 53
Prozent und die BSB-Fracht um 77 Prozent
verringern sollte, würde an dieser
Situation kaum etwas ändern,
argumentierte die ARGE ELBE noch 1985:
"Entscheidende Verbesserungen des
Sauerstoffhaushalts der Tideelbe sind
nach den vorliegenden Daten mithin auf
eine drastische Verringerung der
Vorbelastung angewiesen" (1). Das von den drei Küstenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg in Auftrag gegebene Gutachten "Ökologische Darstellung des Unterelberaumes" kommt in Bezug auf die Vorbelastung des Flusses mit sauerstoffzehrenden Substanzen zu dem Ergebnis: "...Die Vorbelastung der Elbe selbst beträgt etwa das 3- bis 4-fache der aus den drei Bundesländern in die Unterelbe zwischen Lauenburg und Cuxhaven eingeleiteten Schadstofffracht. Die CSB-Konzentration im Gebietsabfluss des Unterelberaumes (ca. 1100 g CSB/m 3;) ist etwa 18-mal so hoch wie die CSB-Konzentration in der Elbe bei Geesthacht (ca. 60 g CSB/m 3;): nur dank der relativ ‚geringen‘ (!) Vorbelastung der Elbe, ihrer großen Wasserführung und ihres Selbstreinigungsvermögens, ist die Situation so ‚gut‘ wie heute" (4). Dies war offensichtlich mit ein Grund, warum dieses Gutachten immer noch in den Schubladen der Behörden schlummert und nicht fortgeschrieben wurde und wird. Immer hat die ARGE ELBE sich nur auf den Flusslauf von Schnackenburg bis Cuxhaven konzentriert und diesen beprobt. Weil dies wenig befriedigende Ergebnisse brachte, schlug der Förderkreis "Rettet die Elbe" vor, das gesamte Einzugsgebiet der Elbe zu betrachten, also nicht nur die Rinne. Erst mit dieser Betrachtung könne man sich ein Bild über die tatsächliche Belastungssituation, die von den einzelnen Gebieten ausgeht, machen (5). Obwohl mit dem damaligem Hamburger Umweltsenator Jörg Kuhbier (SPD), mit Wissenschaftlern und der ARGE LBE dieser Plan diskutiert wurde, fand er genauso wenig Gegenliebe wie das Dornier-Gutachten. Wenn die Thesen und Aussagen der Politiker und der ARGE ELBE aus den achtziger und neunziger Jahren gestimmt hätten, dürften Fischsterben und Sauerstofflöcher in der Unterelbe nicht mehr vorkommen. Die Industriebetriebe der ehemaligen DDR sind aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen weitestgehend "abgewickelt" worden und diejenigen, die noch produzieren dürfen, wurden überwiegend saniert. Auch wurden die kommunalen Klärwerke erneuert und auf modernere Standards gebracht. Trotz dieser finanziellen Anstrengungen hat sich an der Situation aber nicht viel geändert. Bis zum Wehr Geesthacht ist der
Sauerstoffgehalt der Elbe relativ hoch
und sinkt im Hamburger Raum bis über
Wedel hinaus auf unter zwei Milligramm
pro Liter Elbwasser. Bis zum Wehr
Geesthacht hat die Elbe eine
durchschnittliche Tiefe von etwa zwei
Metern. Der Sauerstoffhaushalt wird hier
durch den atmosphärischen
Sauerstoffeintrag, durch den Abbau
organischer Substanzen sowie durch die
geringe Wassertiefe und
Strömungsturbulenzen begünstigt. Die Elbvertiefungen und Vernichtungen von Flachwassergebieten erweisen sich damit als hauptverantwortlich für Sauerstofflöcher in der Unterelbe trotz relativ verbesserter Wasserqualität. Die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs verschärft die Situation dabei noch zusätzlich, weil das Mühlenberger Loch als Flachwassergebiet zugleich Sauerstoffproduzent für die Elbe und Kinderstube der Elbfische war und nunmehr "...ein Refugium wegfällt, in das die Fische ausweichen konnten, wenn im Hauptstrom die Luft knapp wird" (6). Die Erwähnung dieses Umstands seitens der ARGE-ELBE darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ursache für den Sauerstoffmangel in der Unterelbe in den vergangenen Elbvertiefungen zu suchen ist. Die ARGE ELBE erweist sich einen Bärendienst, wenn sie diese Ursache nicht benennt, denn die nächste Elbvertiefung steht bekanntlich schon wieder vor der Tür. Fazit: Die Ausrede mit den Oberliegern aus dem "Reich des Bösen" existiert nicht mehr. Das Wasser in der Elbe ist zwar sauberer, aber es zeigt sich, dass die Veränderungen am Flusslauf selber und an seinen Ufern die gleichen wenn nicht schlimmere, weil nahezu irreparable Schäden an der Flussökologie hervorrufen wie die chemischen Keulen der Vergangenheit. Quellen:
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"Hamburg Express"...´ne Handbreit Wasser unterm Kiel... Von Herbert Nix Ein sonderbares Ereignis hat die Hafenstadt Hamburg ereilt: Das derzeit größte Containerschiff der Welt die "Hamburg Express" hat Hamburg nicht nur angelaufen, sondern auch verlassen und ist zwischendurch auch noch getauft worden - und das alles ohne Grundberührung. Trotzdem fühlte sich der neue CDU Bürgermeister Ole von Beust bemüßigt, den Besuch dieses Schiffes als politische Verpflichtung auszugeben "...der Hafen muss zügig ausgebaut werden, auch Hafenentwicklungsflächen (Anmerkung des Redakt. Hamburg Moorburg) werden weiterhin gebraucht, dazu gehört auch eine weitere Elbvertiefung." (Hamburger Abendblatt 24./25. November 2001) Die "Hamburg Express" war sowohl für die lokale Politik als auch für den Noch-Chef ihrer Reederei HAPAG-LLOYD-Chef Bernd Wrede, ein willkommener Anlass, erneut Hafenerweiterungen und Elbvertiefungen zu fordern. Wrede wörtlich "Wenn die Hansestadt weiter eine wichtige Rolle in der Schifffahrt spielen will, muss die Elbe vertieft werden." Im gleichem Atemzug erklärt der Reedereimanager aber, dass die vier Neubauten - die "Hamburg Express" soll noch drei Schwestern bekommen - Teil einer langfristigen Strategie seien, Containerschiffe seien schließlich 20 bis 25 Jahre in Fahrt. Daraus lässt sich schließen, das HAPAG-LLOYD in naher Zukunft keine noch größeren Schiffe bauen lassen will. Für Bernd Wrede werden darüber hinausgehenden Schiffsgrößen lediglich von Werften und Klassifikationsgesellschaften propagiert, interessanterweise aber nicht von den Reedern. (Hamburger Abendblatt 23. November 2001) Zumindest bei HAPAG-LLOYD wird es mittelfristig keine größeren Containerschiffe als die "Hamburg Express" geben. Nebenbei bemerkt: Diese Haltung Wredes ist nicht neu, bereits Anfang der neunziger Jahre war er als Referent des "Internationalen Transportforums" der Hochschule Bremerhaven eloquent gegen die Propagandisten immer größerer Schiffe und ihnen angepasste Häfen und Flüsse zu Felde gezogen. Bleibt die Frage, warum denn Politik,
Reeder und unisono die Bremer und
Hamburger Hafenwirtschaft eine weiter
Vertiefung der Weser und Elbe um 1,5 m
für (überlebens-) notwendig erachten? Wie also ist der neue Container
"Riese" von Hapag-Lloyd nach
Hamburger gekommen und wie konnte er die
Stadt wieder verlassen, ohne mehr Kosten
zu verursachen und ohne auf Grund zu
laufen? Es zeigt sich einmal mehr, das mit dem maximalem Tiefgang von Containerschiffes weitere Vertiefungen der Flüsse nicht zu begründen sind. Vielmehr sind die tatsächlichen Tiefgänge der Schiffe heranzuziehen, wie sie "Rettet die Elbe" bereits für das Jahr 1997 ausgewertet hatte; damals mit dem Ergebnis, dass die Schiffe den Tiefgang auf der Elbe nicht ausnutzen. Die Folgejahre konnten noch nicht ausgewertet werden, weil die Wirtschaftsbehörde Hamburg die Herausgabe der Daten verweigert und das Verwaltungsgericht Hamburg nach über einem Jahr noch keine Entscheidung darüber getroffen hat. Dieser Artikel wurde veröffentlicht
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Eine weitere Elbvertiefung ist aus ökologischen Gründen nicht mehr vertretbar. Die Auswirkungen einer erneuten Elbvertiefung werden verheerender sein, als die chemischen Keulen der Vergangenheit. Der Fluss Elbe wird dann endgültig zum Schifffahrtskanal verkommen. Bürgermeister Ole von Beust und Wirtschaftssenator Gunnar Uldall begründen die erneute Elbvertiefung mit den angeblich immer größer werdenden Containerschiffen, mit als mehr als 10.000 Container Transportkapazität. Weltweit gibt es keine Reederei, die ein solches Schiff plant und es gibt nicht einmal eine Hand voll Häfen, die solche Schiffe anlaufen könnten. Das weltweit größte Containerschiff, die Hamburg Express (HAPAG-LLOYD) hat mit einem maximalen Tiefgang von 14,50 m Hamburg problemlos anlaufen und verlassen können. Größere Schiffe sind bei HAPAG-LLOYD nicht geplant Für Containerschiffe dieser Größe ist also eine erneute Elbvertiefung gar nicht notwendig. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall widerspricht sich selbst, wenn er einerseits meint der geplante Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven würde wegen der wenigen großen Containerschiffe nicht ausgelastet sein und im gleichen Atemzug eine erneute Elbvertiefung fordert.
Pressemitteilung zum Tiefwasserhafen und zur Flußvertiefung 13.02.02 Förderkreis Rettet die Elbe Streit um Tiefwasserhafen Hamburg, Bremen, 13.02.2002: Hamburg
plant die nächste Elbvertiefung und
hält die Option für eine weitere
Hafenerweiterung in Hamburg-Moorburg
aufrecht. Bremen baut den
Containerterminal CT IIIa in Bremerhaven
aus und plant die nächste Ausbaustufe
mit CT IV. Die Weser soll nach den
Wünschen der Bremer selbstverständlich
auch vertieft werden. Der Tiefwasserhafen und die Flussvertiefungen werden mit den angeblich immer größer werdenden Containerschiffen, mit als mehr als 10.000 Container Transportkapazität begründet. Weltweit gibt es keine Reederei, die ein solches Schiff plant und es gibt nicht einmal eine Hand voll Häfen, die solche Schiffe anlaufen könnten. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust ist sich mit der Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simones in der Frage der Elbvertiefung einig, denn Hamburg will sich nicht das Wasser von Bremen und Niedersachsen abgraben lassen. Die Infrastrukturkosten für den geplanten Tiefwasserhafen sollten nach Aussagen der Länder Bremen und Niedersachsen zur Hälfte durch private Investoren finanziert werden. Nach über einem Jahr Planung, wurde mangels Interesse der Hafenwirtschaft, Reeder und anderen Investoren von Bremens Wirtschaftssenator Josef Hettig verkündet, das Bremen und Niedersachsen den überwiegenden Teil der Infrastrukturkosten von 380 Millionen EURO übernehmen werden. Von den privaten Betreibern erwartet Hettig nur noch eine Investition von 90 Millionen EURO. Weil Politik und Hafenwirtschaft nicht gewillt sind eine sinnvolle gemeinsame Hafenpolitik zu betreiben, soll wieder einmal der Steuerzahler die Zeche für diese Kirchturmpolitik zahlen. "Eine weitere Elb- und Weservertiefung ist aus ökologischen Gründen nicht mehr vertretbar," meint Nadja Ziebarth von der Aktionskonferenz Nordsee. Die Auswirkungen einer erneuten Elbvertiefung werden verheerender sein, als die chemischen Keulen der Vergangenheit. Der Fluss Elbe wird dann endgültig zum Schifffahrtskanal verkommen. Die negativen Auswirkungen der geplanten Hafen- und Flussausbauten werden sich nicht nur in den Flüssen sondern sich auch in den Mündungsgebieten der Flüsse und in den Wattenschutzgebiete zeigen.
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