Förderkreis
»Rettet die Elbe« eV
Nernstweg 22, 22765 HAMBURG, Tel.: 040 / 39 30 01
E-Mail: buero(bitte hier @ einsetzen)rettet-die-elbe.de
Volksbank Kehdingen EG-Balje, BLZ 200 697 86, Konto Nr. 4485 700
Die Hafenbehörde HPA hat die Fertigstellung des Projekts
Flachwassergebiet Kreetsand verkündet und zu einer Pressekonferenz am
2.Juni 2023 geladen. Zu den Hintergründen möchten wir informieren.
"Rettet die Elbe" war von Beginn an beteiligt.
Nach der Elbvertiefung 1999 geriet HPA in Not, weil die
Unterhaltungsbaggerungen die Prognosen der Planung weit übertrafen.
2004 und 2005 mussten jeweils 9 Mio. m³ aus dem Hamburger Hafen entfernt
werden, ein Vielfaches der Mengen, die vor 1999 üblich waren. HPA und
WSV entdeckten mit Hilfe der BAW die Ursache, die Tidepumpe
(Tideelbekonzept: HPA/WSV 2006). Von den drei Eckpfeilern zur Lösung der
Probleme wurde die Schaffung von Flutraum einhellig befürwortet.
Heinz Glindemann, Leiter des Bereichs Strombau bei HPA, nahm die
Umweltschutzorganisationen beim Wort und lud sie 2007 ein, ein erstes
Projekt zur Schaffung von Flutraum zu entwerfen als Vorbild für weitere
Maßnahmen. Dies sollte unabhängig vom Verfahren der erneuten
Elbvertiefung geschehen, also nicht, dass die Umweltschützer mithalfen,
eine Ausgleichsmaßnahme zu befördern. Nach intensiven Beratungen wurde
beschlossen, mit dem Bau der Bucht Kreetsand Flutraum zu schaffen. Man
einigte sich auch, kein formelles Planverfahren vorzuschalten, damit
sofort mit der Arbeit begonnen werden konnte.
Leider wurde 2010 von der Wirtschaftsbehörde das Projekt doch als
Ausgleich zur Elbvertiefung gekapert, eine Planfeststellung
vorgenommen, gekoppelt an den großen Plan, und damit der Bau verzögert.
Eine aus anderen Gründen geplante Umweltschutzmaßnahme nachträglich als
Ausgleich in Anspruch zu nehmen sei "Etikettenschwindel", meinte das
Bundesverwaltungsgericht im Prozess gegen die Elbvertiefung 2017. "May
be", seufzte blamiert der Anwalt der HPA.
Wenn auch zögerlich, wurde die Kreetsander Bucht ausgebaggert, so dass
etwa ab 2019 der geplante Flutraum erreicht war. Allerdings war mit dem
Aushub des alten Spülfelds ein Hafenbecken, der Steinwerder Hafen,
verfüllt und damit Flutraum vernichtet worden. Dennoch sollte der
Tidehub gedämpft werden, wenn auch nicht ganz um die modellierten 2,3 cm.
Aus den Tidedaten des Portals Tideelbe der WSV ergibt sich das
Gegenteil. Der mittlere Tidehub am Pegel Schöpfstelle, direkt gegenüber
von Kreetsand, ist gestiegen, ebenso die Extremwerte.
hydrojahr | thb_mittel | thb_98percentil |
1993 | 369 | 428 |
1994 | 361 | 416 |
1995 | 357 | 413 |
1996 | 357 | 411 |
1997 | 363 | 415 |
1998 | 364 | 423 |
1999 | 363 | 417 |
2000 | 364 | 420 |
2001 | 367 | 422 |
2002 | 367 | 427 |
2003 | 357 | 410 |
2004 | 366 | 420 |
2005 | 368 | 429 |
2006 | 362 | 419 |
2007 | 367 | 429 |
2008 | 364 | 417 |
2009 | 364 | 420 |
2010 | 363 | 414 |
2011 | 359 | 416 |
2012 | 369 | 427 |
2013 | 363 | 421 |
2014 | 377 | 431 |
2015 | 383 | 440 |
2016 | 385 | 444 |
2017 | 387 | 444 |
2018 | 381 | 437 |
2019 | 374 | 434 |
2020 | 378 | 445 |
2021 | 385 | 441 |
2022 | 386 | 450 |
Datenquelle: Portal Tideelbe | Zeitbasis: Hydrologisches Jahr 2022 = 1.11.2021 bis 31.10.2022 | Pegel Schöpfstelle, Norderelbe Stromkilometer 615 | Thb_mittel = Mittelwert Tidehübe im HydrologJahr | thb_98percentil = höchste Tidehübe über 98% aller 706 Thb/hyjahr |
Da Mittel und Extremwerte leicht einen falschen Eindruck erwecken können, wurden Histogramme für jeweils 5Jahreszeiträume über alle darin enthaltenen je 3528 Tiden erstellt. Die Thb wurden in Klassen von 10 cm unterteilt und gezählt, wieviele Tiden in die jeweilige Klasse fielen. Die Verteilungskurven haben sich in den letzten 30 Jahren zu höheren Werten verschoben, auch zwischen 2018 und 2022. Das Ziel des Projekts Kreetsand wurde verfehlt.
"Rettet die Elbe" hatte vorgeschlagen, keine Bucht, sondern einen
Nebenarm zu bauen. Dem hielt HPA entgegen, dann sei die Tidedämpfung
geringer. Die Pegeldaten machen diesen Standpunkt obsolet. Deshalb
sollte nun der Wall am Nordende der Bucht durchstochen werden, damit
Ebbe und Flut frei durchfließen können. Das entspräche der natürlichen
Gewässerform der Tideelbe, erweitert die Optionen für Wasserlebewesen,
auch die Verbreitung von Samen des Schierlingswasserfenchels, und vor
allem bewahrt die Strömung vor Verlandung. Als Bucht sammelt sich
Schlick in dem Sack sehr schnell. So musste 2022 das Gewässer
ausgebaggert und das Material vor Nesssand verklappt werden.
Weitere Projekte, Flutraum zu schaffen und die Tide zu dämpfen, wie sie
das Forum Tideelbe vergeschlagen hatte, sind nicht konkret geplant.
Weshalb nun wird das Projekt nicht nur von der zuständigen Wirtschaftssenatorin, sondern auch vom Umweltsenator der Öffentlichkeit präsentiert? Höchstrichterlich anerkannte Etikettenschwindler sind beide, die Umweltbehörde stimmte damals ausdrücklich zu. Nun, es braucht einen Experten, um ein Problem wie dieses zu erklären: in den bizarren Halden, zu denen der Aushub des alten Spülfelds aufgeschüttet worden war, bauten Uferschwalben ihre Niströhren (und drohten, sich darin festzukleben). Die Schwalben wurden von der Ökobrigkeit naturschutzfachlich schonend vergrämt.
Förderkreis »Rettet die Elbe« eVNernstweg 22, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 39 30 01, foerderkreisrettet-die-elbe.de |
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