.... und was meint Rettet die Elbe dazu
Bei der Verarbeitung von Mineralöl und der Aufbereitung von verunreinigten
Altölen treten regelmäßig "schwere" Substanzen auf bzw.
bleiben als Reste zurück, ebenso wie bei der Herstellung oder Aufbereitung
chlorierter Substanzen. Diese Stoffe haben eine größere Dichte
als Wasser, d. h. im Gegensatz zu Öl, das auf dem Wasser schwimmt,
sinken sie ab,
Wenn diese schweren Substanzen durch Leckagen, durch Schlamperei oder
durch illegale Entsorgung in den Boden versickern, werden sie, wenn keine
künstlichen oder natürlich undurchlässigen Sperrschichten
vorhanden oder diese beschädigt sind, in die wassergefüllten
Sande und Kiese des oberen Grundwasserleiters im Elbtal eindringen. Im
Grundwasser bilden sie sogenannte "Phasen", zusammenhängende Wolken,
die solange weiter absinken bis sie auf eine Sperrschicht stoßen.
So eine Sperrschicht ist in vielen Bereichen des Elbtals in Tiefen um 20
bis 40 m der Geschiebemergel, der während der letzten Eiszeit abgelagert
wurde.
In manchen Gebieten gibt es Fehlstellen im Geschiebemergel - so auch
beim Haltermann-Gelände. Hier kann die Schadstoff-Phase tiefer absinken,
wenn eine ausreichend große Menge Schadstoffe versickert ist, denn
ein Teil der Substanzen wird von den Sandschichten zurückgehalten,
ein weiterer Teil wird allmählich mit der Grundwasserströmung
verdriftet.
Nahe am Haltermann-Gelände verläuft im Untergrund eine bis
zu 200 m tiefe Rinne die mit gut wasserleitenden Sanden und Kiesen gefüllt
ist und deswegen von den Hamburger Wasserwerken zur Entnahme von Trinkwasser
genutzt wird. Es besteht die ernste Gefahr, daß die bei Haltermann
versickerten Schadstoffe durch Fehlstellen im Geschiebemergel in die Rinne
eindringen und über längere Zeiträume die Trinkwasserbrunnen
der Wasserwerke erreichen, zumal durch die Wasserentnahme eine Grundwasserstömumg
auf die Brunnen erzeugt wird.
Daß derartige Vorkommnisse nicht bloße Theorie sind sondern
tatsächlich auftreten, zeigen folgende Beispiele:
1. Norderstedt
Hier tauchten chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und Likör-Geschmackstoffe
in 40 m Tiefe in Brunnen im zweiten Grundwasserleiter auf, der durch eine
20 m mächtige Geschiebemergelschicht abgedeckt ist. Untersuchungen
zeigen, daß die Verunreinigungen bei verschiedenen Firmen aus Leckagen
in den oberen Grundwasserleiter versickern und über 500 m auf Umwegen
über eine Fehlstelle im Geschiebemergel in den zweiten Grundwasserleiter
gelangen.
Beispiel Norderstedt bei Hamburg: Von einer Chemischen Reinigung und
einer Likörfabrik versickern Stoffe im obersten Grundwasserleiter
und erreichen über eine 500 m entfernte Fehlstelle im Geschiebemergel
den Brunnen im zweiten Grundwasserleiter
Quelle: Nachtigall, K. H.: Zur Grundwasserbeeinträchtigung mit
Halogenkohlenwasserstoffen in Norderstedt bei Hamburg, in: DVGW-Schriftenreihe
Wasser Nr. 29, 1981
2. Heidelberg / Mannheim
Um 1980 tauchen CKW in Wasserbrunnen auf. Es stellt sich heraus, daß
Ursprungsort verschiedene Betriebe in 10 km entfernten (!!!) Industriegebieten
sind. Die Schadstoff-Fahne im Grundwasser hat eine Breite von mehr als
2 km!
Beispiel Heidelberg: Von verschiedenen Verunreinigungsquellen im Raum
Heidelberg (rechts im Bild) breiten sich Schadstofffahnen mit dem Grundwasser
aus (je schwärzer, desto höher die Schadstoffkonzentration) und
erreichen die bis zu 10 km entfernten Brunnen eines Wasserwerks (links).
Quelle: Engesser, W.: Geologische Aspekte bei der Behandlung von HKW-Schadensfällen,
in: DVGW-Schriftenreihe Wasser Nr. 36, 1983
Die besondere Gefahr von in die Tiefe abgetauchten Grundwasserverunreinigungen
besteht darin, daß sie gar nicht oder nur mit großem Aufwand
nachverfolgt werden können. Der Nachweis des Verbleibs gelingt erst
dann, wenn die Schadstoffe bereits in den Trinkwasserbrunnen angelangt
sind.
zur
Homepage
|