UMWELTATLAS HAMBURG
WAS DER MENSCH ZUM LEBEN BRAUCHT -
VERSORGUNG
2.5.8.1Güterverkehr
in den Alpen
Kongreß der Alpeninitiativen
(Commissione Internazionale per la
Protezione delle Alpi - CIPRA, und
Initiative Transport Europe - ITE) am
14./15.Februar 1998 in Turin
Kapitelende
Durch die Alpen werden jährlich 130
Mio. Tonnen Güter befördert, 63% davon
auf der Straße. Der Straßenverkehr
nimmt zu, während die Bahn Marktanteile
verliert. Daher versammelten sich in
diesem Jahr die Alpeninitiaven in Turin,
um drei Thesen zur Diskussion zu
stellen:
- die Eisenbahnen sind nur zu 30%
ausgelastet;
- die bessere Auslastung des
Seeschiffsverkehrs kann einen Teil
des Straßenverkehrs ersetzen;
- viele Gütertransporte könnten
vermieden werden.
Helmuth Moroder, Präsident der CIPRA
Italia, eröffnete mit seinem Referat
zur ersten These die Auseinandersetzung.
Das Podium, auf das die Bahnen der
Schweiz, Italiens und Frankreichs ihre
Fracht-Manager geschickt hatten, war
insofern mit dem Publikum einer Meinung,
daß der Bahnverkehr gesteigert werden
und der Straße Anteile abnehmen müsse.
Ein Ende der Allianz ist jedoch
absehbar, wenn die Kapazität in ca. 10
Jahren mit den vorhandenen Tunneln und
Trassen nicht mehr ausreicht. Einen Teil
der Fracht wollen die Bahnen (besonders
die SBB) aktiv in den Nordseehäfen
aquirieren, durch joint ventures mit
anderen Bahnen und auch mit eigenen
Niederlassungen.
Daß der Küstenverkehr den Alpen
einen Teil der Bürde abnehmen könnte,
ist allein wegen der Geographie Europas
unwahrscheinlich. Die Verlagerung
"road to sea", wie sie auch
die EU-Kommission propagiert, wird eher
die Probleme in den Hafenregionen
verstärken (s. Beitrag
aus Hamburg). Die Dezentralisierung
des Seeverkehrs, die Paul Beeckmans,
Mitarbeiter Verkehrspolitik der Grünen
im Europäischen Parlament, als
prinzipiell wünschenswert
herausstellte, geht nach dem Grünbuch
der EU ja auch einher mit einer
Modernisierung, Rationalisierung und
Senkung der Kosten des Seetransports:
mehr Güter könnten immer weiter (in
Billigstlohnländer) verschifft werden.
Doch Verlagerung hilft am Ende nicht
weiter. Francois Meienberg, Greenpeace
Schweiz, konnte das an einigen
drastischen Beispielen belegen. Die
größte Joghurtfabrik Europas steht in
Griechenland und verbraucht,
subventioniert von der EU, mehr Milch,
als Griechenland liefern kann, und
produziert mehr Joghurt und Feta, als
die Griechen essen können. Die Lösung
des Problems muß "Verteuerung der
Transporte" heißen, zunächst beim
Lkw., im zweiten Schritt aber auch bei
der Bahn.
Ergebnisse:
- Alpeninitiativen und Eisenbahnen
sind derzeit mehr Partner als
Gegner. Die Bahnen warben geradezu
um Unterstützung durch die
Initiativen.
- Seeverkehr und Verkehr über die
Alpen haben mehr gemeinsam, als
Hoch- und Plattländler bisher
wahrnahmen.
- Eine Arbeitsgruppe wird dem Thema
"Transportbetrug"
nachgehen. Recherche-Ergebnisse
werden bei Francois Meienberg,
Greenpeace Schweiz, Zürich, Fax
0041-1-4474 199 gesammelt.
- Die Initiativen wollen in lokalen
Aktionen dafür werben, regionale
Produkte zu konsumieren, statt
solche, die tausende von Kilometern
hinter sich haben (aber bitte nicht
nach dem Motto "Deutsche, eßt
deutsche Bananen!"). Der BUND
plant eine bundesweite Demonstration
am 2. Mai. Traditioneller
Alpeninitiativtag ist der erste
Samstag im Oktober, heuer der 3.10.
Dr. Klaus Baumgardt , Förderkreis
"Rettet die Elbe" e.V.
Lesestoff:
- Stephan Brückl u. Walter Molt:
Kostenwahrheit -
Verkehrsinfrastruktur und
wirtschaftliche Entwicklung; im
Auftrag Transitforum Austria-Tirol,
Salurner Straße 4/III, A-6020
Insbruck
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