Sauerstoff wird in das Wasser eingetragen durch die (von Wellen bewegte) Oberfläche, und durch Pflanzen und Algen, die durch die Photosynthese Sauerstoff erzeugen. Sauerstoff wird hauptsächlich verbraucht, wenn Bakterien organisches Material abbauen. Übersteigt der Abbau den Eintrag, entsteht ein Sauerstoffloch. Im Winter ruhen Algen wie Bakterien, nur durch Wind und Wellen wird Sauerstoff eingemischt und sättigt das Wasser mit ca. 12 mg/l. Im Frühjahr blühen die Algen auf, aber auch die Bakterien erwachen aus dem Winterschlaf, und das Rennen beginnt.
Bis zum Beginn der 90er Jahre wurden die Bakterien durch schlecht geklärte Abwässer „gefüttert“, Algen dagegen durch Industriegifte gehemmt. An über hundert Tagen pro Jahr fiel die mittlere Tageskonzentration unter 3mg/l. Erst ab 1988 wurde die Hamburger Abwasserzentrale so ausgebaut, dass man sie „Klärwerk“ nennen darf. Auch oberhalb von Hamburg wurden die Schmutzfrachten deutlich verringert. 1992 wurde erstmals eine Algenblüte im WGMN registriert, 1996 ein Jahr ohne einen Tag mit Sauerstoffloch.
Seit der letzten Elbvertiefung 1999 (38 Sauerstoffloch-Loch Tage) werden vermehrt Sauerstofflöcher beobachtet, die zusammenhängend Tage bis Wochen andauern. Die Umweltbehörde stellt die Theorie auf, durch übermäßigen Eintrag von Pflanzennährstoffen würden die Algen in der Elbe oberhalb Hamburgs übermäßig wachsen, hier absterben, ihre Leichen eine „Sekundärverschmutzung“ und damit das Sauerstoffloch verursachen.
Dieser These widerspricht »Rettet die Elbe«. Wenn sich in der Mittleren Elbe eine volle Algenpopulation bildet, ist das für diesen Typ von Fluss im Prinzip ein „guter ökologischer Zustand“. In einem naturnahen Fluss würden die Algen munter weiter leben, bis sie ins Salzwasser unterhalb Glückstadts geschwemmt werden, was für sie tödlich ist. Obwohl auch dort Bakterien das organische Material abbauen, wird so viel sauerstoffreiches Meerwasser eingemischt, dass durch die abgestorbenen Algen kein Schaden mehr entsteht.
Die Algen kommen lebend in Hamburg an und sterben durch die Dunkelheit des seeschifftiefen Gewässers. Im Dunkeln, z.B. bei Nacht, stellen die Algen zunächst die Sauerstoffproduktion ein. Werden sie in Fahrrinne und Hafenbecken vorwiegend in der finsteren Zone des Wasserkörpers gehalten, werden sie nicht mehr „geweckt“ und sterben ab. Die Sichttiefe in der Elbe beträgt weniger als 50 cm, die für Algen belichtete „euphotische“ Zone reicht bis max. 1,50 m. Ab dem Fünffachen dieser Wassertiefe wird kein Überschuss von Sauerstoff produziert. Im seeschifftiefen Wasser war schon vor der letzten Fahrrinnenvertiefung keine Nettophotosynthese mehr zu erwarten. In Wattgebieten halten sich Zehrung und Eintrag von Sauerstoff die Waage. Nennenswerte Überschüsse werden in Flachwasserzonen erzeugt, das ist im Tidegebiet der Bereich zwischen Niedrigwasserlinie bis 2 m darunter.
Verschärft wurde das Problem, weil die Algen die Krisenzone Hafen nicht überbrücken können und sterben, je tiefer das Wasser ist. Flachwasserzonen, in denen die Algen sich regenerieren könnten, wurden von der Hamburg Port Authority (HPA) zugeschüttet (z.B. Kohleschiffhafen), bzw. HPA ließ sie verlanden (z.B. Billwerder Bucht, Spreehafen, Mühlenberger Loch). Aus Kostengründen wurden von HPA Brücken durch Dämme ersetzt (z.B. Kaiser-Wilhelm-Hafen) und der Wasseraustausch blockiert. Durch die höhere Strömungsgeschwindigkeit in der vertieften Fahrrinne wird dort mehr Sediment erodiert und die Trübung verstärkt, d.h. die euphotische Zone geschmälert. Für alle Faktoren, die aus den Algen ein Problem machen, ist die Stadt Hamburg selbst verantwortlich.
Der gesamte Hafen ist für Fische eine tödliche Zone bzw. ein unüberwindliches Hindernis bei ihren Wanderungen. Wenn alle Fische mehrere Tage vor dem Hindernis warten müssen, kommen sie mit Pech zu spät zum Laichen stromauf, oder zu spät zum Erwachsenwerden in die Nordsee. Dann ist der Bestand im nächsten Jahr etwas niedriger. Und deswegen im folgenden Jahr noch niedriger. Die Flussgebietsgemeinschaft Elbe hat in ihrem Bewirtschaftungsplan das Sauerstoffloch als schwerwiegendes Problem benannt und fordert Abhilfe.
Die Industrie erleidet Produktionseinbußen, weil laut Wärmelastplan unter einer Sauerstoffkonzentration von 6 mg/l die Einleitung von Kühlwasser gedrosselt und unter 3 mg/l eingestellt werden muss.
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Förderkreis »Rettet die Elbe« eVNernstweg 22, 22765 Hamburg, Tel.: 040 / 39 30 01, foerderkreis ![]() |
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