Meilenstein 1996
Altenwerder ...
Ganz Altenwerder gehört der Stadt. Werner B. hielt die Drohung mit
Enteignung und die brutale Zerstörung seiner Heimat nicht mehr aus
und verkaufte Haus und Land. Damit aber schafft der Senat nicht das Unrecht
aus der Welt, das er seit einer Generation setzt.
Nach 800 Jahren Koexistenz sprach der Senat von Hamburg einseitig
dem Dorf Altenwerder und seinen Bewohnern das Recht ab, nach ihrer Art
zu leben. Das angebliche Wohl der Stadt, an einem Hafen zu verdienen, stehe
höher als die kleine Dorfwirtschaft. Mit dem Hafenerweiterungsgesetz
ließ sich der Senat ganz "demokratisch" zu seinem Vorhaben ermächtigen.
Der Aufkauf des Lands und die Vertreibung seiner Bewohner wurden mit
Tricks, Betrug und Psychoterror durchgesetzt. Das und die Resultate der
"Industrialisierung des Unterelberaums", umweltverpestende Schwerindustrie,
Autobahnen und Atomkraftwerke, weckten den Widerstand vieler BürgerInnen.
Die Antwort des Senats war: Knüppel frei und Einkesseln. Zwar mußte
er Zugeständnisse machen, die Öffentlichkeit an den Planfverfahren
zu beteiligen, doch setzte er als Schiedsrichter immer seine eigenen Behörden
ein. So gerieten alle Verfahren zur Farce.
Profitiert haben von Hafenerweiterung und Industrieansiedlungen wenige
Kapitalbesitzer, Politiker und die Banken. Die Verluste tragen die übrigen
BürgerInnen, nämlich die Pleiten von Reynolds Aluminium und Stahlwerken,
die verlorenen Arbeitsplätze im Schiffbau, Hafenbetrieb und auf den
ausgeflaggten Schiffen, und die Kahlschläge in den Sozial- und Bildungsangeboten
der Stadt.
Binnen eines halben Jahres wurde in Altenwerder eine Tier- und Pflanzenwelt
vernichtet, die sich in Jahrhunderten in einer Artenvielfalt entwickelt
hatte, die einmalig in Hamburg war. Einige Arten werden aus Hamburg für
immer verschwinden.
Senat und Wirtschaft sind mit Altenwerder nicht satt.
Auf der Speisekarte stehen als nächstes Elbvertiefung, Hafencity,
Transrapid, Moorburg .... Auch härteste Umweltzerstörung machen
sie durch "Ausgleichsmaßnahmen" möglich. Altenwerder hat ihnen
bewiesen, wie sie mit schlechtesten Argumenten durchkommen. Ob ihnen das
gelingt, hängt aber auch davon ab, was wir aus dem Fall lernen, und
wie wir und mehr Menschen als bisher Widerstand leisten. Der erste Schritt
dahin heißt:
... nicht vergessen!
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