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Pressemitteilung

Hamburg, den 26.03.2020

Der Stint – verbaggert und verklappt

Seit zwei Jahren melden die Elbfischer, der Stintbestand sei eingebrochen, so dass sich die Fischerei nicht mehr lohne. Auch in dieser Saison hat sich der Stint nicht erholt. In einem Gutachten der Stiftung Lebensraum Elbe (SLE) vom Februar 2020 deutet der Verfasser Dr. Schuchardt an, es könnte möglicherweise diverse Ursachen geben, aber er wagt es nicht, die Hauptursache zu benennen: die Elbvertiefung, die vergangene von 1999, und die jetzt begonnene.

Baggerungen

Auf der Bundesstrecke sind vier große Saugbagger (Ham 316, Ham 317, Bonny River, Willem v Oranje) seit Monaten im Einsatz. Der Aushub wird hauptsächlich in die Unterwasserablagerung Medem verklappt.
In Hamburg baggern zwecks Unterhaltung der Solltiefe nur drei kleine Sauger (Hein, Ijsseldelta, Amazone), und sie verklappen bei Nesssand. Hinter jedem Sauger glättet die Schlickegge Kees die Furchen, die die Saugrohre hinterlassen haben.
Der Saugbagger Pedro Alvares Cabral ist heute eingelaufen und wird ab der Landesgrenze bis Blankenese mit der Vertiefung und Verbreiterung (Begegnungsbox) beginnen. Mit einer Tragfähigkeit von 26 000 Tonnen ist sie noch 5 000 Tonnen dicker als die Bonny River. In der Schonzeit für die Finte (gilt leider nicht für Stint) von Mitte April bis Ende Juni werden die Arbeiten stromauf in den Hafen verlagert. Auch hierbei wird nach jedem Einsatz Schlick geeggt.

Stinte

Beim Aufstieg im Februar und März vom Meer in ihre Laichgebiete im Süßwasser werden die Stinte von den Saugbaggern vermehrt eingesogen und getötet. In Hamburg werden sie vor Nesssand mit einer Landung Matsch auf‘n Kopp begrüßt. Im Hafen müssen sie durch die vom Baggern und Schlickeggen aufgewirbelten Trübungswolken ihren Weg finden. Nur wenige erwachsene Stinte werden es in ruhige Bereiche im und oberhalb des Hafens schaffen. Die im April geschlüpfte Brut wird sich abwärts treiben lassen. Im Hafen lauern die Bagger mit ihren Saugrohren. Wenn sich im Mai und Juni im tiefen Wasser das Sauerstoffloch ausbreitet, erstickt ein Teil der Jungstinte. Die Überlebenden müssten nun in den Flachwasserzonen unterhalb Hamburgs Zuflucht finden, aber das Mühlenberger Loch, ihre Kinderstube, ist schon durch die letzte Elbvertiefung völlig verlandet.
Im nächsten Jahr werden noch weniger Stinte elbaufwärts ziehen, so dreht sich die Spirale abwärts. Die Umweltbehörde Hamburg guckt nicht einmal zu, weil sie keine Probebefischungen durchführt.

Forderungen

1. Die Baggerei zur Unterhaltung und Vertiefung muss sofort eingestellt werden, bis kein Fisch mehr zu Schaden kommt.
2. Im südlichen Steinwerder Hafen wird statt eines Hafenareals ein Flachwasserbiotop angelegt als Trittstein für Wasserlebewesen.
3. Die Gewässer der geplanten Grasbrookcity müssen als Flachwasserbiotope angelegt werden - nicht aufhöhen, sondern abflachen.
4. Die Billwerder Bucht muss an ihrem Südende an die Norderelbe angeschlossen werden (gesichert durch ein zweites Sperrwerk), damit Fische die Regenerationszone finden.
5. Der Flutraum Kreetsand, geplant 2007, missbraucht als Ausgleich zur Elbvertiefung (Etikettenschwindel), muss in diesem Jahr fertig gestellt werden.

Dr. Klaus Baumgardt (Vorsitzender Förderkreis »Rettet die Elbe« eV)
Walter Zeeck, Olaf Jensen (Elbfischereiverein in Gründung)

Anlage: Erinnerung an den Stint



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schnapp2.gifInhaltsverzeichnis Fisch

schnappfisch

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