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Das Fischprogramm

Fische als politischer Indikator

Fische zeigen die Qualität eines Gewässers an. Als vor 20 Jahren die Gewässerpolitik Hamburgs kritisiert wurde, waren kranke und kontaminierte Fische aus der Elbe das Beispiel, das dem Senat für sein Versagen vorgehalten wurde.
Durch den Einsatz von Umweltschutzgruppen wurden Behörden und Industrie gezwungen, Klär- und Reinigungsanlagen zu bauen, durch die Schadstoffe effektiver zurückgehalten werden, so dass das Wasser der Elbe und ihrer Nebenflüsse sauberer geworden ist. Der Lebensraum der Fische ist jedoch enger und unwirtlicher geworden, da Hindernisse in den Wasserläufen nicht überwunden werden können, die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit durch den Wasserstrassenausbau weite Gebiete der Elbe für Fische unbewohnbar macht, die Flachwasserzonen durch Verlandung und direkte Zuschüttung weniger Laich- und Futterplätze bieten, und die Flüsse und Bäche kanalisiert, verbaut, begradigt und reguliert worden sind. Der Förderkreis "Rettet die Elbe" konnte leider so verheerende Eingriffe wie die Hafenerweiterung, die Elbvertiefung und die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs nicht verhindern. Trotzdem fordert er, dass der Schutz der Fische ein grundlegender Bestandteil der Gewässerpolitik sein muss. 

Fischbestände

Das "Artenhilfsprogramm Fische und Rundmäuler in Hamburg" bilanzierte 1991 die Fischbestände in Hamburg und den angrenzenden Gewässerabschnitten. Auch wenn die Lebensraumansprüche jeder Art beschrieben und Verbesserungen erörtert wurden, ist der Titel der Arbeit zu hoch gegriffen, denn ein zusammenhängendes Hilfsprogramm wurde nicht durchgeführt. Die Verbesserung der Wasserqualität und das Auftauchen von Lachsen und Stören wurde gern als Verdienst der Umweltbehörde in einem ursächlichen Zusammenhang dargestellt, doch dahinter steckten keine gezielten Aktionen Hamburgs. Über die Zahl der Fischarten in der Elbe wurde der Eindruck erweckt, der Elbe ginge es sehr viel besser, indem marine Arten wie Makrele und Wolfsbarsch zu Elbfischen ernannt wurden. 

Was heute gebraucht wird, ist eine ehrliche Bestandsaufnahme in Form einer Fortschreibung des Artenhilfsprogramms. Diese sollte um quantitative Bestandsuntersuchungen erweitert werden, auch wenn diese nur für ausgewählte Fischarten oder als Summe der Fischmasse vorgenommen werden können. Als Beispiel für quantitative Erfassungen seien die Arbeiten von Thiel und anderen zur Entwicklung des Stints und der Biomasse in Flachwasserzonen der Elbe genannt. Kombiniert werden sollte die Bestandsaufnahme mit der Biotopkartierung, die flächendeckend alle hamburgischen Gewässer typisiert und bewertet.

Die Abbildung zeigt die Fliessgewässerbiotope in der Wertskala nach Kaule unterlegt mit dem Vorkommen der Bachforelle laut Artenhilfsprogramm. Die Fortschreibung des Artenhilfsprogramms sollte digital erfolgen, um sie mit der Biotopkartierung und anderen Kartenwerken, z.B. der UVU zur Elbvertiefung, kombinieren und auswerten zu können. 

Wiederansiedlung von Arten

Die Verbesserung des Sauerstoffhaushalts in der Elbe wurde offenbar von manchen Angelvereinen als Chance genutzt, durch Besatz mit Lachs- und Forellenbrut attraktive Beutefische heranzuziehen. Dass solche Aktionen nicht immer durchdacht gewesen sind, zeigt der Fang von Stören einer Art, die eben nicht in die Elbe gehört. Die Stadt Hamburg soll gezielte und fundierte Programme mit den Nachbarländern aufstellen, um verschollene und gefährdete Arten wieder im Elbegebiet anzusiedeln. Als Beispiele seien die Programme in Schleswig-Holstein zur Verbreitung des Nordseeschnäpels und in Sachsen zugunsten des Lachses genannt. Die aus der Unterelbe verschwundenen Arten 
  • Russnase
  • Lachs
  • Stör
  • Nordseeschnäpel
müssen durch Besatz, Pflege und Schaffung von Lebensräumen wieder Populationen in der Elbe bilden, die sich selbst erhalten. Da mit Besatzmaßnahmen auch Erweiterungen und Aufwertung von Lebensräumen durchgeführt werden müssen, kommen sie auch anderen Arten zu Gute. 

Lokale Programme wie das an der Wandse - Forelle 2010 - sollen auf ganz Hamburg übertragen werden. Die Wandse war, s. obige Karte, bisher forellenfrei, obwohl sie das natürliche Potential eines Forellenbachs besitzt. Die Einstufung Cypriniden-/Salmonidengewässer muss im Licht dieser Erfahrung bei allen Gewässern überprüft werden, da sie in der Vergangenheit nicht am natürlichen Potential, sondern nach dem in Anbetracht der Schmutzeinleitungen erreichbaren Sauerstoffgehalt im Wasser vorgenommen wurde. 

Der Fortschritt sollte daran gemessen werden, dass im Jahr 2010 alle Fischarten der Roten Liste in eine niedrigere Gefährdungsklasse eingeordnet werden können. Dazu müssen wie bisher alle Arten beobachtet werden, sogar intensiver bei der Quantität der Populationen (s.o.). Ausdrücklich abgelehnt werden muss der Versuch im "Kursbuch", das Monitoring auf (willkürlich) ausgewählte Arten einzuengen: Schlammpeitzger sind genauso wichtig wie Lachse. 

Ebenfalls ein Maß für Fortschritte und Rückschläge ist die gesamte Bewertung von Gewässerbiotopen nach Kaule. Obwohl sie in manchen Fällen zu nicht plausiblen Ergebnissen führt, z.B. dass das Mühlenberger Loch in seinen Funktionen stark unterschätzt wird, sollte auch hier eine Fortschreibung stattfinden, die zumindest relative Veränderungen anzeigt. 

Fischgesundheit

Alle erwachsenen Elbfische haben einen Leberschaden, galt bisher die Faustregel. Auch ohne sichtbare Geschwüre und Mangelsymptome kann von vielen Fischen angenommen werden, dass sie krank sind. Dies kann, muss aber nicht mit den Schadstoffgehalten korrelieren, die im Lebensmittelrecht geregelt sind. Der Schutz des Naturhaushalts darf sich beim Aspekt Schadstoffe nicht nur an den menschlichen Konsumgewohnheiten orientieren. Deshalb soll auch eine repräsentative Untersuchung des Gesundheitszustands der Fische durchgeführt werden, die in regelmäßigen Abständen zu wiederholen ist. 

Ungeachtet der Befunde sind die Altlasten in den Gewässersedimenten Hamburgs endlich zu beseitigen. Der Äußere Veringkanal bietet ein besonders krasses Beispiel für die Versäumnisse der Umweltbehörde. 

Die Einleitung und der diffuse Eintrag schädlicher Stoffe muss verhindert bzw. so weit vermindert werden, dass das Ziel erreicht und eingehalten wird. 

Ziel ist ein sich selbst erhaltender Fischbestand mit gesunden und vermarktbaren Fischen. 

Bewirtschaftungspläne

Ein Artenhilfsprogramm für Fische ist in die Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen zu integrieren. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU verlangt Bewirtschaftungspläne für die Elbe und ihre Teileinzugsgebiete. Besonderer Wert ist auf die von der EU geforderte Beteiligung der Öffentlichkeit zu legen. Es ist bereits vor dem Entwurf eines Bewirtschaftungsplans öffentlich zu erörtern, welche Gebiete und was im Plan behandelt werden soll, damit die Belange des Schutzes von Fischen ausreichend berücksichtigt werden. 

Von Bewirtschaftungsplänen wird erwartet, dass Eingriffen wie einer erneuten Elbvertiefung ein Riegel vorgeschoben wird, der nicht durch sogenannte Ausgleichsmaßnahmen geknackt werden kann. Die Belastbarkeitsgrenze der Gewässer ist schon heute weit überschritten.



Strukturverbesserung an Gewässern:  Forelle 2010 in der Wandse, Salmonidenkonferenz 2002, Bäche auf der Geest - Arbeiten von L. Tent et al.

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Förderkreis »Rettet die Elbe« eV


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