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Pressespiegel

Mehrere Hamburger Tageszeitungen berichteten nach der Pressekonferenz von Regenbogen und "Rettet die Elbe" am folgenden Tag.


Die Welt, 22.6.01

Trinkwasser durch Chemiegifte in Gefahr
Wilhelmsburger Gelände der Firma Haltermann stark belastet. Umweltverein wirft Senat Versäumnisse vor
Von Martin Kopp

Eine schleichende Gefährdung des Bodens und Grundwassers auf einem Wilhelmsburger Gelände hat die Umweltbehörde in Alarmbereitschaft versetzt: Aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Bürgerschaftsgruppe Regenbogen zum Zustand des Geländes der ehemaligen Firma Haltermann (bis 1985 Mineralöl- und Teerprodukte) am äußeren Vehringkanal geht hervor, dass Schadstoffe wie Mineralöle, Teeröle und Phenole in mehr als 40 Meter Tiefe versickert sind und sich über das Grundwasser ausbreiten. Bei einer Messung im äußeren Vehringkanal wurde mit 1500 Nanogramm der höchste, jemals in Hamburg gemessene Wert des Sevesogiftes Dioxin festgestellt. Die Umweltbehörde will jetzt neue Messungen anstellen, um zu prüfen, wie groß der Schaden tatsächlich ist, und wie man den Boden sanieren kann.

Die Bürgerschaftsgruppe Regenbogen hat den Umweltverein "Rettet die Elbe" mit einer Auswertung der Daten aus der Senatsantwort beauftragt. "Auf dem Gelände der Firma Haltermann tickt eine chemische Zeitbombe, die sofort entschärft werden muss", sagt der Abgeordnete Lutz Jobs. Dem Senat sei die massive Bodenverunreinigung seit fast 20 Jahren bekannt. "Das Problem darf nicht noch weiter auf die lange Bank geschoben werden. Es muss jetzt mit einer Sanierung begonnen werden."

Das Problem "Haltermann" ist der Umweltbehörde tatsächlich seit langem bekannt. Es ist aber nur eines von vielen. Tatsache ist, dass der Industriestandort Hamburg über Dutzende solcher Umweltbrennpunkte mit belastenden Böden verfügt. "Haltermann ist sicherlich einer der großen Sanierungsfälle in der Stadt, aber es gibt noch andere", sagt Brigitte Köhnlein, Sprecherin der Umweltbehörde. 13 große Sanierungsprojekte seien inzwischen durchgeführt worden. Derzeit wird das Moorfleeter Brack gereinigt. Haltermann stehe ganz oben auf der Liste.

Aber möglicherweise haben die Behörden einen Fehler gemacht. Denn in der Umweltbehörde ist man bisher davon ausgegangen, dass sich darunter eine natürliche Dichtschicht befindet, die verhindert, dass die Schadstoffe in die oberen und unteren Grundwasserleiter gelangen können. Deshalb hatten die Experten auf eine Einkapselung des Geländes, eine relativ kostengünstige Lösung, gesetzt. Ein schwerer Irrtum.

Von der Umweltbehörde veranlasste Tiefenbohrungen ergaben im vergangenen Februar, dass die Sperrschicht zum tieferen Grundwasser "bei fünf Bohrungen nur als dünnes Schlupfband, bei zwei Bohrungen überhaupt nicht nachgewiesen werden konnte". So heißt es in der Senatsantwort. "Die Einkapselung des Teerhofgeländes ist damit nicht realisierbar."

Der Umweltverein "Rettet die Elbe" wirft der Umweltbehörde vor, dass sie dieses schon lange wissen müsste. Aus dem Fachplan Wasserversorgung in Hamburg von 1983 gehe hervor, dass das belastete Gelände am Rande der Wilhelmsburger Rinne liege (siehe Grafik). Die in der Rinne abgelagerten Sandschichten stellen, so die Umweltschützer, für die Schadstoffe keine Barriere dar. Dieses weist die Behörde zurück: "Die Behauptung, dass aus dem Fachplan Wasserversorgung bereits die Durchlässigkeit der Mergelschicht hervorgeht, ist falsch. Das dort enthaltene Querschnittbild enthält keine Angaben über diese Schicht", sagte Köhnlein.

Tatsache ist aber, dass Schadstoffe möglicherweise durch die Rinne 200 Meter tief in die Erde gesunken sind, bis zur Schicht unterer Braunkohlesande. Eben aus dieser Tiefe, und nur 600 Meter entfernt, fördert das Wasserwerk Wilhelmsburg aber sein Trinkwasser. Hat die Umweltbehörde die Gefahr etwa unterschätzt? Ihre Sprecherin wollte das nicht bestätigen. Köhnlein sagte aber: "Eine Gefährdung des tiefen Grundwasserleiters, aus denen das Wasserwerk Wilhelmsburg Trinkwasser gewinnt, ist wegen der Druckverhältnisse unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen."


Harburger Anzeigen und Nachrichten, 22.6.01

14000 Daten und nichts passiert

Wilhelmsburg (was). Das Trink- und Grundwasser in Wilhelmsburg ist in
akuter Gefahr. Davon gehen der Förderkreis "Rettet die Elbe" und die
    Bürgerschaftsgruppe "Regenbogen" aus. Gemeinsam fordern sie eine
    umgehende Sanierung des ehemaligen Haltermann-Geländes am Äußeren
    Veringkanal. Die etwa 15 Hektar große Fläche sei mittlerweile durch
    versickernde Schadstoffe wie Dioxine und Benzol bis zu einer Tiefe von mehr
    als 40 Metern verseucht.

    "Seit mehr als 20 Jahren ist der Umweltbehörde bekannt, dass dort eine
    chemische Zeitbombe tickt, die das Hamburger Grundwasser bedroht", sagte
    Herbert Nix von "Rettet die Elbe". Die Umweltbehörde verstecke sich hinter
    einem immer weiter ausufernden Messprogramm, ohne auch nur einen Schritt
    in Richtung Sanierung zu tun. Jedes Sanierungskonzept sei bisher über Bord
    geworfen worden, weil es keine vernünftige Auswertung der 14000
    Analysedaten gegeben hat, sagt Nix.

    15 Jahre lang habe die Umweltbehörde die Legende gepflegt, eine
    Dichtschicht unter dem Gelände verhindere, dass die Schadstoffe in die
    Grundwasserleiter gelangen können. "Hätte man sich vor 20 Jahren den
    Fachplan Wasserversorgung von 1983 angesehen, aus dem eindeutig
    hervorgeht, dass es dort keine Dichtschicht gibt, wäre schon damals klar
    gewesen, dass die Trinkwasserbrunnen in Gefahr sind", betonte Lutz Jobs,
    umweltpolitischer Sprecher der Regenbogen-Gruppe.

(HAN, 22.06.2001)


Hamburger Morgenpost, 22.6.01

In Wilhelmsburg tickt eine Chemie-Bombe: Regenbogen wirft Umweltbehörde Untätigkeit vor
 

Trinkwasser in Gefahr

Eine gefährliche Chemie-Bombe tickt und droht das Trinkwasser in Wilhelmsburg zu verseuchen. Schadstoffe wie Dioxin, Schweröl, Arsen, Naphthalin sickern langsam ins Grundwasser - die Situation wird immer bedenklicher. Seit knapp 20 Jahren wisse die Umweltbehörde davon, so der Vorwurf der Regenbogen-Fraktion und der Umweltschützer "Rettet die Elbe". Doch außer Messungen geschehe nichts.

Das ehemalige Teerhofgelände der Firma Haltermann liegt 600 Meter vom Wasserwerk Wilhelmsburg entfernt. Bis 1985 produzierte das Unternehmen dort unterschiedliche Chemikalien und richtete 1992 ein Tanklager auf dem Gelände ein. "Bereits 1981 wurden erste Bodenanalysen von der Behörde durchgeführt und in regelmäßigen Abständen wiederholt. 1988 stellte man im Äußeren Veringkanal mit 1500 Nanogramm die höchste Konzentration von Dioxin fest, die jemals in Hamburg gemessen wurde", so Herbert Nix, von "Rettet die Elbe". Bei der Umweltbehörde besteht kein Zweifel: die Belastungen mit Dioxin, Arsen, Schweröl stammen von der Firma Haltermann.

Das große Problem: Anders als bislang angenommen, verhindert die so genannte Mergelschicht im Boden das Durchsickern der Schadstoffe nicht. Und so muss die Umweltbehörde einräumen: "Eine Gefährdung des tiefen Grundwasserleiters, aus denen das Wasserwerk Wilhelmsburg Trinkwasser gewinnt, ist unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen", so Sprecherin Brigitte Köhnlein. Die Regenbogenfraktion sieht die Lage dramatischer: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schadstoffe die Trinkwasserbrunnen erreichen", so Lutz Jobs, umweltpolitischer Sprecher.

Seit 20 Jahren stelle die Umweltbehörde Sanierungskonzepte auf und stehe inzwischen auf einem Datenfriedhof von 14 000 Messergebnissen. "Es muss endlich gehandelt werden. Am besten, man baggert den ganzen Mist aus", fordert Jobs. Nicht möglich, meint die Behörde. Immerhin handele es sich um ein verbautes Betriebsgelände. "Im Herbst werden wir Klarheit darüber haben, ob eine hydraulische Sanierung notwendig ist", so Köhnlein. Kosten: ein zweistelliger Millionenbetrag. Haltermann wird nichts zahlen müssen. Denn in einer Sa-nierungsvereinbarung zwischen Senat und Haltermann aus dem Jahr 1987 wurde ein Kostenanteil der Firma festgelegt. Der sei bereits durch die umfangreichen Untersuchungen aufgebraucht.
Renate Pinzke


Hamburger Abendblatt 22.6.01

Gift im Trinkwasser?
Streit um gefährliche Altlasten auf dem Wilhelmsburger Haltermann-Gelände

 
Schon vor fast 20 Jahren meldete das Hamburger Abendblatt: "Alarm in Wilhelmsburg: Gift im Boden". Doch die gefährlichen Rückstände auf dem Haltermann-Gelände an der Wilmansstraße sind immer noch nicht beseitigt oder eingekapselt. Gestern mahnte die Regenbogen-Gruppe zusammen mit dem Förderkreis "Rettet die Elbe" eine Lösung des Altlastenproblems an.
   Der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs befürchtet eine Verseuchung des Trinkwassers. Das Wasserwerk Wilhelmsburg sei nur 600 Meter entfernt. "Die Umweltbehörde hat viel zu lange gewartet. Das Problem darf nicht auf die lange Bank geschoben werden", kritisierte der Oppositionspolitiker. Er hatte deswegen schon zwei Anfragen an den Senat gerichtet.
   Das Haltermann-Areal gehört zu den 17 großen und komplizierten Umwelt-Altlasten in Hamburg. Mineralöle, Teerprodukte und Phenole sind bis in 40 Meter Tiefe versickert. In den Sedimenten des benachbarten Äußeren Veringkanals wurde sogar Dioxin nachgewiesen.
   Die geologischen Verhältnisse in der Gegend sind schwierig. Die sonst dichte Mergelschicht ist dort leider durchlässig. Das entdeckte die Umweltbehörde, die nach Angaben des Abgeordneten Jobs auf einem "Datenfriedhof" von 14 000 Messergebnissen sitzt, erst im Februar dieses Jahres. "Eine laufende umfangreiche Untersuchung von Proben aus verschiedenen Tiefen wird im Herbst abgeschlossen sein", teilte die Behörde mit. Sie sollen Aufschluss geben, wie tief die Schadstoffe in den Untergrund und in die Grundwasserströmungen eingedrungen sind.
   Möglicherweise wird, so die Umweltbehörde, eine hydraulische Lösung notwendig. Ursprünglich war einmal eine Einkapselung der kontaminierten Zone geplant gewesen.
   Aus Sicht der Umweltbehörde ist eine Gefährdung des tiefen Grundwasserleiters, aus dem das Wasserwerk Wilhelmsburg Trinkwasser gewinnt, "unwahrscheinlich". Die Hamburger Wasserwerke erklärten gestern: "Das vom Wasserwerk Wilhelmsburg abgegebene Trinkwasser ist einwandfrei." Das Wasser werde aus der Schicht der unteren Braunkohlensande aus etwa 260 Meter Tiefe gefördert.
   Durch mächtige Tonschichten sei es nach oben hin geschützt. Das Grundwasser ströme dort aufwärts, weil der Wasserdruck in den unteren Braunkohlesanden höher sei als in den oberen Schichten. Deshalb könnten keine Schadstoffe in den genutzten Grundwasserleiter gelangen, versicherten die Wasserwerke.   (rup)


taz, 22.6.01

Wilhelmsburger Gift-Rinne

Besondere geologische Gegebenheiten machen belastetes Firmengelände am Veringkanal zum Risiko fürs Trinkwasser
Von Gernot Knödler
Der alte Johann Haltermann hatte sich 1898 einen besonders ungünstigen Ort für seine Teeröl-Produktion ausgesucht: Direkt über der Wilhelmsburger Rinne - dem spitzen, tiefen Einschnitt auf unserer Grafik - errichtete er seinen Chemie-Betrieb. Die mit Sand und Geröll gefüllte geologische Kerbe durchschneidet alle Schichten, die nach unten sackende Gifte aufhalten könnten - eine Gefahr für das Trinkwasser, das ein Wasserwerk nur wenige Hundert Meter entfernt aus der Tiefe pumpt. Die Bürgerschaftsgruppe Regenbogen und der Förderkreis Rettet die Elbe haben deshalb gestern die Sanierung der seit fast 20 Jahren bekannten Altlast gefordert.

Der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs sah sich zum Handeln veranlasst, nachdem er die Antworten auf zwei parlamentarische Anfragen zum Thema Haltermann erhalten hatte. Danach ist das Erd-reich unter dem Firmengelände stark mit verschiedenen Giften durchsetzt (taz hamburg berichtete) - von vergleichsweise harmlosen Mineralölrückständen über Schwermetalle, krebserregende Kohlenwasserstoffe wie Benzol bis hin zu hochgiftigen Dioxinen. Die gut wasserlöslichen dieser Stoffe haben sich im obersten Grundwasserleiter bereits bis ins Wohngebiet hinein ausgebreitet. Nach langwierigen Voruntersuchungen begann die Umweltbehörde 1999 mit der Sanierung.

Bernd Moritz von Rettet die Elbe warf der Behörde vor, ihr hätte die besondere geologische Situation unter dem Gelände seit spätestens 1983 bekannt sein müssen. Trotz der großen Gefahr fürs Trinkwasser habe sie daher viel zu spät gehandelt.

Die Behörde ihrerseits wies diesen Vorwurf gestern zurück. Nach den Daten des geologischen Landesamtes sei davon auszugehen gewesen, dass auf der Rinne ein De-ckel aus wasserundurchlässigem Mergel liege, sagte eine Sprecherin von Umweltsenator Alexander Porschke (GAL). Erst als Fachleute prüften, ob sich das stark vergiftete Erdreich einkapseln ließe, hätten sie festgestellt, dass die Mergelschicht löchrig war. "Es ist fahrlässig, dass man erst nach 20 Jahren anfängt, die Geologie des Geländes zu untersuchen", kommentierte Herbert Nix von Rettet die Elbe.

Die Umweltbehörde sucht jetzt bis in 300 Meter Tiefe nach dem Gift von Haltermann. Pressesprecherin Brigitte Köhnlein hofft, dass das Wasser an dieser Stelle aufgrund der hydraulischen Gegebenheiten nach oben gedrückt wird. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Schadstoffe in den tiefen Grundwasserleiter gelangt sind, aus dem das Wasserwerk Wilhelmsburg fördert", sagte sie. Im Herbst sollen die Messergebnisse vorliegen.

taz Hamburg Nr. 6477 vom 22.6.2001, Seite 21, 39 TAZ-Bericht, Gernot Knödler
 

Kommentar

Porschke: Freispruch

Der grüne Umweltsenator hat sich im Fall Haltermann nichts vorzuwerfen
So schwer es zu begreifen ist, dass die Umweltbehörde fast 20 Jahre lang an Haltermann herumgemessen hat: Dem heutigen Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) ist es nicht vorzuwerfen, dass die Erde unter dem Firmengelände noch nicht saniert ist. Seine Behörde hat es in Hamburg mit 17 großen und komplizierten Altlasten zu tun. Haltermann gehört zu den letzten vier, die noch in Arbeit sind. Porschkes Amtszeit umfasst den kürzesten Teil der genannten 20 Jahre. Unter ihm sind die ersten regulär arbeitenden Filter gebaut worden. Und mit dem Tiefen-Messprogramm nach dem Bekanntwerden der Löcher im Mergel hat er schnell reagiert. Allerdings hätte die merkwürdige geologische Formation unter dem Haltermann-Gelände auch ihn viel früher zu einer Untersuchung der angeblich wasserundurchlässigen Schicht veranlassen können. Gernot Knödler

taz Hamburg Nr. 6477 vom 22.6.2001, Seite 21, 14 Kommentar, Gernot Knödler, Lokalspitze


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