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Nach der Beantwortung zweier Kleiner Anfragen der Regenbogengruppe in der Bürgerschaft an den Senat bat "Regenbogen" den Förderkreis "Rettet die Elbe" eV, die Angaben der Behörden auszuwerten. Das Ergebnis wurde auf einer Pressekonferenz am 21.06.2001 veröffentlicht. 

Verseuchtes Haltermann-Gelände und Äußerer Veringkanal

Umweltbehörde prüft seit 20 Jahren, statt zu handeln

1982 Umweltbehörde misst - 2001 UB misst immer noch...

Seit fast 20 Jahren ist die massive Boden und Grundwasserverunreinigung auf dem Gelände der Firma Haltermann in Hamburg-Wilhelmsburg und im Äußeren Veringkanal bekannt. Passiert ist bisher wenig. Die Schadstoffe wie z.B. Mineralöle, Teeröle und Phenole sind mittlerweile in mehr als 40 m Tiefe versickert und breiten sich weiter im Grundwasser aus. Die Umweltbehörde stellt seit rund 20 Jahren ein Sanierungskonzept nach dem andern auf, führt unzählige Messungen durch, um dann zu erklären, man müsse weiter untersuchen. Hieran hat auch ein grüner Umweltsenator nichts geändert. 

Chronologie

Von 1898 bis 1985 produzierte die Firma Haltermann auf ihrem Wilhelmsburger Werksgelände unterschiedlichste Chemikalien, hauptsächlich aber Mineralöl- und Teerprodukte. Als 1981 eine alte Teeranlage demontiert wurde, veranlasste die Umweltbehörde Analysen von Boden und oberflächennahem Grundwasser, um anschließend ein Sanierungskonzept aufzustellen. 

Das Hamburger Abendblatt meldete 1982 "Alarm in Wilhelmsburg: Gift im Boden" (Hamburger Abendblatt 10.08.1982) und kurz darauf "Bis zu 26 Meter Tiefe stinkende Chemikalien im Boden" sowie das Behördenversprechen "Verseuchtes Gelände wird gründlich gereinigt" (Hamburger Abendblatt 26.08.1982). Aus 40 Bohrungen wurden über 500 Boden- und Wasserproben entnommen: Kohlenwasserstoffe bis zu 11.000 mg/l. Die Gesamtmenge allein der Phenole wird auf 32 t geschätzt (Bezirk Harburg, DRS X/297 "Sachstandsbericht Bodenuntersuchungen auf dem Gelände v. Haltermann") 

Neben dem Gelände der Firma Haltermann sind auch die umliegenden Gewässer, insbesondere der Äußere Veringkanal, mit Schadstoffen wie Naphthalin, Schweröl, Teer etc. belastet. Hier macht eine Sanierung aus Sicht der Behörde erst dann einen Sinn, wenn vom Gelände nichts mehr nachlaufen kann. 

1984 gerät die Firma Haltermann wieder in die Schlagzeilen. "Freibrief für die Elbverschmutzer" meldet die Morgenpost am 24.05.1984. Der Förderkreis "Rettet die Elbe" hatte u.a. die Fa. Haltermann wegen Gewässerverschmutzung angezeigt. Der Staatsanwalt teilte im Einstellungsbescheid der Strafsache mit (Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Hamburg, Az. 400 Js 244/82, 16.7.1984), "...daß in den zurückliegenden Jahren von der Fa. HALTERMANN nachhaltige Gewässer- und Bodenverunreinigungen ausgegangen sind". Strafbar sei dies aber nicht, da "in den wasserrechtlichen Erlaubnissen diesbezüglich keine Grenzwerte festgesetzt worden sind". 

1985 teilt der Senat mit, daß neben dem Abpumpen von oberflächennahem Grundwasser auch ein Auskoffern von belastetem Erdreich geplant ist (DRS 11/3849 19.3.1985). Weiter wird die Einkapselung des Geländes in Erwägung gezogen. 

1987 schließen der Hamburger Senat und die Fa. Haltermann eine Sanierungsvereinbarung. Darin seien die Durchführung und Kostenverteilung geregelt. Den Inhalt der Vereinbarung, wer welche Kosten trägt und wann vom Gelände keine Gefahr mehr ausgeht, will auch der Grüne Umweltsenator Porschke nicht verraten (DRS 16/5836, 4.4.2001). 

1988 wird man bei Dioxinmessungen im Sediment des Äußeren Veringkanal fündig: 1500 ng/kgTS 2,3,7,8 TCDD (Seveso-Dioxin), die höchste Konzentration die je in Hamburg in einem Gewässersediment gemessen wurde. Kommentar der Behörde: "Die Belastung stammt wahrscheinlich vom Gelände der Firma Haltermann" (DRS 13/4566 10.10.1989). Trotz eines von der Behörde selbst in die Diskussion gebrachten Handlungsgrenzwertes von 5 - 10 ng/kg soll eine Sanierung erst erfolgen, "wenn durch diffusen Austrag im Uferbereich keine neuen Einträge erfolgen können". 

Die Umweltbehörde vermeldet im Jahre 1989 stolz, daß die Sanierung bereits seit 1986 laufe. Außerdem habe man zufällig bei Baumaßnahmen unter einem Tanklager auf dem Haltermann-Gelände massive Verunreinigungen entdeckt (Spitzenwerte im Boden sind Kohlenwasserstoffe mit 50.000 mg/kg und Aromaten mit 10.000 mg/kg). Nun habe man auf dem Haltermann-Gelände und angrenzenden Grundstücken 874 Bodenproben entnommen, die man untersuche (DRS 13/4575 20.10.1989). 

1993 wird mitgeteilt: Es wurden von 1986 bis 1987 Stauwasserentnahmen durchgeführt, dabei seien ca. 2300 kg Phenole entfernt worden. Die Fa. Haltermann hätte sich mit 750.000 DM an den Kosten beteiligt. "Ein Sanierungskonzept wird derzeit erarbeitet. Geplant ist ein stufenweises Vorgehen. ... Stauwasserentnahme ab 1994, Grundwasserentnahme und -behandlung ab 1995." (DRS 14/3781, 23.3.1993) Kein Wort mehr zum Ausbaggern der belasteten Böden, dafür verspricht man nun endlich das zu tun, was man 1985 bereits angekündigt hatte. 

Gefährdung des Trinkwassers

15 Jahre lang wurde von der Umweltbehörde die Legende gepflegt, unter dem Haltermann- Gelände sei eine Dichtschicht, die verhindere, daß die Schadstoffe in die oberen und unteren Grundwasserleiter gelangen können. Aus diesem Grund wurde auch die Einkapselung des Geländes in Erwägung gezogen, denn nur wenn unten eine natürliche Dichtschicht vorhanden ist, hat diese Maßnahme einen Sinn. 

Erst zwanzig Jahre später beginnt die Umweltbehörde mit geologischen Untersuchungen und stellt fest, es "...wurden Fehlstellen in der Basisschicht des oberen Grundwasserleiters in einer Häufung bekannt, die zum einen das Sanierungskonzept für das Teerhofgelände infrage stellen und zum anderen eine Überprüfung der Möglichkeit einer vertikalen Schadstoffausbreitung in die Oberen und Unteren Braunkohlensande erforderlich machen" (DRS. 16/6053, 01.06.2001). 

Diese Kenntnis hätte die Umweltbehörde bereits 1983 haben müssen. Aus dem Fachplan Wasserversorgung von 1983 geht eindeutig hervor (siehe Karte, !200 kByte!), es gibt dort keine Dichtschicht. Das Gelände liegt am Rande der Wilhelmsburger Rinne. Die in der Rinne abgelagerten Schichten, meist Sande, stellen für die Schadstoffe keine Barriere dar. 

Die Umweltbehörde musste das wissen. 

Im Elbtal liegen unter den oberen lehmigen Bodenschichten, dem sogenannten Klei, Sande, in denen sich das Grundwasser bewegt. Die Sande werden deswegen auch als Grundwasserleiter bezeichnet. An den meisten Stellen werden die Sande in 20 bis 30 m Tiefe durch schlecht wasserdurchlässigen Geschiebemergel begrenzt, der während der letzten Eiszeit abgelagert wurde. Schadstoffe, die von einem Grundstück in den oberen Grundwasserleiter eindringen und aufgrund ihrer Stoffeigenschaften nicht mit der Grundwasserströmung fortgetragen werden, bilden eine sogenannte Phase, sickern bis auf den Geschiebemergel und sammeln sich dort. Diese Schicht stellt zwar eine gewisse Barriere dar, kann aber Schwachstellen und Lücken aufweisen. Im Bereich des Haltermann-Geländes fehlt dieser Geschiebemergel jedoch völlig! Hier können die "schweren" Schadstoffe direkt in tiefere Grundwasserleiter abtauchen. Ein solcher Grundwasserleiter ist die Wilhelmsburger Rinne, eine über 200 m tiefe mit Sand und Kies gefüllte Rinne, aus der die Hamburger Wasserwerke mit Tiefbrunnen Wasser fördern. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Schadstoffe die Trinkwasserbrunnen erreichen. 

Schadstoff-Ausbreitung (300 kB, sorry!) 

Äußerer Veringkanal

Die Sedimente des Äußeren Veringkanals sind zum Teil so stark belastet, daß hier wie auch bei der Bodenbelastung auf dem Haltermann-Gelände bereits vor zwanzig Jahren sofortiger Handlungsbedarf gegeben war und immer noch ist. Neben dem Seveso-Dioxin sind die Schadstoffbelastungen des Sedimentes z.B. bei Mineralölen zwanzigmal höher als die im Hafen, bei Chlorbenzolen zehnmal und bei Arsen und Schwermetallen etwa doppelt so hoch. 
zur Karte  
Die Schadstoffe im Äußeren Veringkanal wirken sich negativ auf Tiere und Pflanzen aus und beeinflussen die Gewässerqualität auch der benachbarten Gewässer. 

Fazit

Datenfriedhof statt Sanierung 

Es reihen sich Analysenergebnis an Analysenergebnis und füllen Aktenschränke und Festplatten der Umweltbehörde. Heute liegen ca. 14.000 Analysendaten vor. Proportional zur Datenflut stieg die Ratlosigkeit der Sanierer. 

Lapidar teilt die Umweltbehörde 2001 mit, daß ein Auskoffern von Böden aus Gründen der "Verhältnismäßigkeit" nicht stattgefunden hat. Auch sei eine Sperrschicht zum unter dem Gelände befindlichen Grundwasserleiter nun doch nicht vorhanden und eine Einkapselung deshalb nicht möglich. Es wird weiter nach einem Sanierungskonzept gesucht. Wieder scheitert ein Sanierungskonzept bevor mit dessen Umsetzung auch nur begonnen wurde. 

Seit über 20 Jahren ist bekannt, dass auf dem Gelände der Fa. Haltermann eine chemische Zeitbombe tickt, die neben den umliegenden Kanälen auch massiv das Hamburger Grundwasser bedroht. Die Umweltbehörde versteckt sich hinter einem immer weiter ausufernden Messprogramm ohne auch nur einen kleinen Schritt in Richtung einer Sanierung zu tun. An den bisher immensen Kosten in Höhe von DM 10,3 Mio. allein nur für die vielen Meßstellen hat sich die Firma Haltermann mit DM 4,242 Mio. beteiligt. Wieder muß die Allgemeinheit für die Schlamperei eines privaten Unternehmens geradestehen, während deren Eigentümer sich an ihren Gewinnen erfreuen. 



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schnappfisch

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